Volkswagen-Krise: Größe macht verletzlich
Komplexe Systeme sind besonders anfällig. Der VW-Konzern ist ein solches System. Der Streit mit den Zulieferern wirft eine fundamentale Frage auf. Ein Kommentar.
Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Diesen Satz – bekannt als „Murphys Gesetz“ – werden sie sich bei Volkswagen häufiger zurufen. Komplexe Systeme, das wusste der Ingenieur Edward A. Murphy, haben verhängnisvolle Fehlerquellen. Der VW-Konzern mit seinen 120 Werken und zwölf Marken ist so ein komplexes System. Baukästen in der Produktion, bei denen für mehrere Modelle und Marken gleiche Teile eingesetzt werden, um Kosten zu sparen, sind besonders anfällig. Das zeigt der Dieselskandal – und der Fall eines Zulieferers, der nun das Unternehmen lahmlegt, weil es sich zu sehr auf dessen Zuverlässigkeit verlassen hat. Wer den für den Lieferstopp ursächlichen Streit ausgelöst hat, ist unklar. Egal, ob es die Kostendrückerei der VW-Einkäufer oder eine Schieflage des Lieferanten war – die Folgen sind verheerend: Zehntausende werden zur Kurzarbeit gezwungen, das kostet VW und die Arbeitslosenversicherung Millionen. Dabei produziert VW mehr Teile selbst als andere in der Branche und ist somit eigentlich besser gegen Lücken in der Lieferkette geschützt. Eigentlich. Auch dieser Fall wirft jedoch die Frage auf, wie steuerbar das Riesenreich überhaupt ist. Darüber hat man sich in Wolfsburg zu wenige Gedanken gemacht, als alle vom Erfolg verwöhnt waren.
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