Biontech und Pfizer haben Impfstoff-Zulassung: Großbritannien startet kommende Woche mit Corona-Impfungen
Die Notzulassung ist durch: In wenigen Tagen bekommt Großbritannien die ersten 800.000 Impfstoff-Dosen von Biontech und Pfizer. Die EU-Freigabe dauert noch.
Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel hat eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer erteilt. Bereits in der kommenden Woche soll der Impfstoff im Land erhältlich sein, teilte die Regierung am Mittwoch in London mit. „Die Hilfe ist auf dem Weg“, schrieb Gesundheitsminister Matt Hancock auf Twitter. Es ist die erste Zulassung für den Impfstoff BNT162b2 weltweit. Er muss pro Person zweimal verabreicht werden.
Die ersten 800.000 Corona-Impfstoffdosen sollen bereits in der kommenden Woche in Großbritannien zur Verfügung stehen. „Zu Wochenbeginn werden wir das Impfprogramm gegen Covid-19 hier in diesem Land starten“, sagte Hancock dem Nachrichtensender Sky News in London. Den Transport und die Lagerung des Vakzins bezeichnete er als eine Herausforderung, denn das Mittel müsse bei minus 70 Grad gelagert werden.
In den meisten Ländern der Welt steht noch kein Impfstoff für die breite Anwendung zur Verfügung. Unter anderem China und Russland impfen aber schon seit einiger Zeit bestimmte Bevölkerungsgruppen. Biontech und Pfizer betonten, dass ihr Impfstoff auf Basis von Daten aus einer großen klinischen Studie mit Zehntausenden Probanden zugelassen wurde.
Premier Boris Johnson nannte die Notfallzulassung „fantastisch“. „Durch den Schutz eines Impfstoffes können wir letztlich unser Leben zurückbekommen und die Wirtschaft wieder in Schwung bringen“, schrieb Johnson bei Twitter.
Die ersten Lieferungen sollen schon in wenigen Tagen im Vereinigten Königreich eintreffen, bestätigten Biontech und Pfizer. Sie haben demnach mit Großbritannien eine Lieferung von insgesamt 40 Millionen Impfstoffdosen für Dezember und im kommenden Jahr getroffen. „Die erste Notfallzulassung für einen Covid-19-Impfstoff ist ein bahnbrechender wissenschaftlicher Meilenstein“, hieß es von den Unternehmen.
Deutscher Botschafter erinnert Briten an „internationalen Erfolg“ – nicht nationalen
Der deutsche Botschafter in London, Andreas Michaelis, erinnerte die Briten daran, dass der nun zugelassene Impfstoff keine Erfindung aus Großbritannien war. „Warum ist es so schwer, diesen Schritt nach vorne als großartige internationale Anstrengung und Erfolg anzuerkennen?“, schrieb der Diplomat auf Twitter. Obwohl die deutsche Firma Biontech einen entscheidenden Beitrag geleistet habe, sei das keine nationale Geschichte, sondern „europäisch und transatlantisch“, so der Botschafter.
Er antwortete damit auf einen Tweet des britischen Wirtschaftsministers Alok Sharma, der verkündete: „Großbritannien war das erste Land, das einen Vertrag mit Pfizer/Biontech geschlossen hat - jetzt werden wir die ersten sein, die den Impfstoff einsetzen.“ Großbritanniens Gesundheitsminister Hancock hatte zuvor den Brexit als einen Faktor genannt, warum der Impfstoff in Großbritannien schneller zugelassen werden konnte als in der EU.
Für die EU will die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema noch im Dezember über eine Zulassungsempfehlung für den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer entscheiden. Bis spätestens 29. Dezember soll ein Ergebnis der Prüfung vorliegen, teilte die Agentur am Dienstag mit. Deutschland und die EU haben bereits einen Rahmenvertrag über den Kauf von bis zu 300 Millionen Dosen des Impfstoffs abgeschlossen.
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Für den Biontech/Pfizer-Impfstoff ergaben umfangreiche Testreihen nach Angaben der Unternehmen eine Wirksamkeit, die einen 95-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 bietet. Das Vakzin funktioniere über alle Altersgruppen und andere demografische Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirkungen, teilten die Firmen mit. Inwiefern das Vakzin auch vor der Infektion und einer möglichen Weitergabe des Virus schützt, ist noch nicht klar.
Großbritannien ist besonders stark von der Pandemie getroffen und viele der chronisch unterfinanzierten Krankenhäuser haben schon ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind fast 60.000 Menschen im Vereinigten Königreich bereits an Covid-19 gestorben. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Premierminister Johnson wird vorgeworfen, zu spät und unzureichend auf die Corona-Krise reagiert zu haben.
Für den Impfstart stehen 50 Krankenhäuser sowie auch Impfzentren bereit. Mit den 40 Millionen Impfstoffdosen können 20 Millionen Menschen geschützt werden - das Mittel muss zweimal verabreicht werden. Großbritannien hat knapp 67 Millionen Einwohner. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums hilft das Militär bei der Logistik. (dpa)