Politik: Geld, mehr Geld, noch mehr Geld
Der teuerste Präsidentschaftswahlkampf der US-Geschichte verlangt von den Kandidaten viel – darunter prominente Unterstützer.
Washington - Er gilt als der beste Champagner der Welt. Eine Flasche Armand de Brignac – der mit dem goldenen Pik-As – kostet rund 300 Euro. 350 dieser Flaschen waren an einem Abend vor 14 Tagen in New York zu einem Turm aufeinandergestellt worden. Der Eintritt in den „40/40 Club“ in Manhattan kostete 40 000 Dollar. Doch das zahlt man gerne, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, kommt.
Eingeladen zu der Spendengala für den Wahlkampf des Demokraten hatte das Musikerpaar Beyoncé Knowles und Jay-Z. Beide sind bekennende Fans von Obama. Der hatte kurz zuvor noch rasch eine andere Spendengala für ihn im Waldorf-Astoria besucht, Eintritt: relativ bescheidene 12 500 Dollar.
Ob mit Oprah Winfrey oder zu Hause bei George Clooney: Der wahrscheinlich teuerste amerikanische Präsidentschaftswahlkampf aller Zeiten verlangt von Obama viel Einsatz (geschätzt knapp ein Drittel seiner Arbeitszeit). Doch es rentiert sich. Allein bei Beyoncé und Jay-Z kamen vier Millionen Dollar zusammen.
Das konnte Herausforderer Mitt Romney wenig später in Los Angeles noch toppen. Er sammelte sechs Millionen Dollar im „Beverly Hilton“ ein. Zu den Spendern für den Republikaner gehörten der Filmproduzent Jerry Bruckheimer und andere Hollywood- Größen.
Wahlen in den USA sind teuer, sehr teuer. Präsidentschafts- und Kongresswahlen zusammen verschlingen mehrere Milliarden Dollar. Weil es keine staatliche Alimentierung von Parteien durch Steuergelder gibt wie in Deutschland, müssen die Kandidaten entweder sehr reich sein und/oder viele Spenden eintreiben. Fast die Hälfte aller Kongressabgeordneten sind Millionäre.
Allerdings gewinnt beileibe nicht immer der mit dem meisten Geld. Im Jahre 1992 scheiterte der texanische Multimilliardär Ross Perot mit seiner Bewerbung, 2004 unterlag John Kerry gegen George W. Bush. Kerrys Vermögen wird auf 230 Millionen Dollar geschätzt, das seiner Frau Teresa Heinz auf 500 Millionen.
In diesem Jahr freilich sind zwei Dinge anders. Erstens haben seit dem „Citizens United“-Urteil des Obersten Verfassungsgerichts von 2010 – demzufolge Unternehmen das gleiche Recht auf freie Meinungsäußerung haben wie Individuen – die sogenannten Super-PACs (Political Action Committees) einen größeren Spielraum. Super-PACs sind Lobbygruppen, die nicht zum Team der Kandidaten gehören – und nicht gehören dürfen –, für diesen aber Wahlkampf machen und für die seit 2010 in unbegrenzter Höhe gespendet werden darf. Damit verfügen die Super-PACs über ein im Prinzip grenzenloses Budget.
Obama sah darin ursprünglich eine „Gefahr für die Demokratie“, aber er profitiert selbst von ihnen. „Priorities USA Action“, einer der wichtigsten Super- PACs der Demokraten, verzeichnete im August höhere Einnahmen als dessen Pendant der Republikaner „Restore Our Future“. Zwar liegt das Obama-Camp in absoluten Zahlen noch hinter Romney, aber es holt auf.
Denn zweitens: Auch Obama kann inzwischen „big money“. Im Unterschied zu 2008, als zu seinem Sieg vor allem die vielen kleinen Spenden der Basis beitrugen, wirbt der Präsident diesmal auch verstärkt um die Gunst der Mogule. Um Hollywood, Investmentbanker, Rechtsanwälte, Gewerkschafter.
Ganz oben auf der Liste der finanziellen Wohltäter für die Demokraten stehen James Simons (Hedgefonds-Chef, vier Millionen Dollar), Fred Eychaner (Medienzar aus Chicago, drei Millionen), Steve Mostyn (Rechtsanwalt aus Texas, drei Millionen), George Soros (Börsenspekulant, 2,7 Millionen), Jeffrey Katzenberg (Hollywood, 2,1 Millionen).
Einen großen finanziellen Vorsprung, wie 2008 gegen Senator John McCain (Obama: 730 Millionen, McCain: 333 Millionen), wird Obama 2012 gegen Romney trotzdem nicht haben. Kleiner Trost für den Präsidenten: Sein Team ist in den entscheidenden Bundesstaaten personell größer, verursacht aber aufgrund niedriger Löhne kaum höhere Kosten. Noch ein Trost: Romney führt zwar bei den Super-PACs, aber Obama hat größere pekuniäre Ressourcen für den eigenen Wahlkampf. Das macht ihn flexibler als seinen Rivalen.
Und Hollywood? Das Terrain will Barack Obama erst recht nicht Mitt Romney überlassen. Am 7. Oktober ist für den Präsidenten in Los Angeles ein ziemlich großes Konzert geplant. Earth, Wind & Fire (1969 in Chicago gegründet) und Katy Perry („Firework“) treten auf. Anschließend lädt Jeffrey Katzenberg zum Abendessen, Eintritt: 25 000 Dollar. Guten Appetit! Malte Lehming
Malte Lehming
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