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Update

Stuttgart 21: Geißler schlägt Kompromiss aus Kopf- und Tiefbahnhof vor

Stuttgart 21 hat den Stresstest überstanden. Damit ist der Streit eigentlich beendet. Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler hat überraschend einen weitreichenden Kompromiss im Streit um den Tiefbahnhof vorgeschlagen.

Im Streit um das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ hat Schlichter Heiner Geißler überraschend eine bauliche Kompromisslösung vorgeschlagen. Der gemeinsam mit dem Schweizer Gutachterfirma SMA unterbreitete Vorschlag mit dem Titel „SK2.2“ sieht vor, dass der verkleinerte Kopfbahnhof mit seinen Zufahrten sowie die Gäubahn in Betrieb bleiben. Der Tiefbahnhof soll nur noch viergleisig unterhalb des heutigen Kopfbahnhofs gebaut werden.

Die Lösung habe den Vorteil, dass der Nahverkehr von den „schnellen durchgehenden Zügen“ getrennt werde, heißt es in dem Papier. Die Gebäude könnten architektonisch miteinander verbunden werden. Der Südflügel könne bei dieser Konstruktion möglicherweise bestehen bleiben. Das heutige Bahnhofsgebäude behalte seine Funktionen, hieß es. Die Bahnsteige im Tiefbahnhof könnten breiter ausgestaltet werden, womit ein Kritikpunkt der Gegner ausgeräumt werde. Im Vergleich zur bisherigen Bauplanung ließen sich namhafte Einsparungen erzielen, hieß es weiter. Eine Einschätzung der Kosten ist in dem Papier nicht enthalten.

Geißler sagte, er habe das Papier sowohl der Bundes- als auch der Landesregierung geschickt. Er forderte alle Beteiligten auf, den Vorschlag in den nächsten Wochen zu prüfen, um eine friedliche Lösung in dem „verbitterten Streit“ zu finden.

Der Stress in Stuttgart geht weiter: im Rathaus stritten die Deutsche Bahn und das Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 und glitten dabei in die alten Grundsatzdiskussionen. Dabei sollte heute die Schlichtung im Streit über das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ mit den offiziellen Ergebnissen des Stresstests abgeschlossen werden.

Stuttgart 21 hat den Test bestanden. So lautet der offizielle Befund des Gutachterbüro SMA. Die Computersimulation habe belegt, dass der geplante Durchgangsbahnhof, wie in der Schlichtung vereinbart, 30 Prozent mehr leiste als der jetzige Kopfbahnhof. Er sei in der Lage, in Spitzenzeiten stündlich 49 Züge abzufertigen.

Die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, Brigitte Dahklbender, nannte den Belastungstest einen „Schönwetterbetrieb mit leichten Störungen“. Es wäre aber nötig gewesen, den geplanten Tiefbahnhof in dem Test jenseits des Normalbetriebs an seine Grenzen zu bringen.

Die Diskussion wurde live im Fernsehen übertragen. Draußen auf dem Marktplatz verfolgten rund 400 Gegner des Bauprojekts die Diskussion auf einer Leinwand und lieferten ein wahres Pfeifkonzert.

Der Grüne Oberbürgermeister von Tübingen und S21-Gegner Boris Palmer warf dem Büro vor, der Deutschen Bahn ein Gefälligkeitsgutachten geliefert zu haben. Er behauptete, dass sich die Schweizer Firma derzeit um einen Großauftrag bei der Bahn bewerbe. Deshalb gebe es einen „Zielkonflikt“.

Schlichter Geißler wies die Vorwürfe zurück. Er forderte Palmer auf seine Behauptungen zu belegen. „Ich kann es nicht zulassen, dass Sie den Gutachter, der von Ihnen vorgeschlagen wurde, unter Verdacht stellen.“ Palmer hatte zuvor selbst vorgeschlagen, SMA mit dem Belastungstest zu beauftragen.

Die Gutachterfirma betonte ihre Unabhängigkeit. „Wir sind der Objektivität und der Neutralität verpflichtet“, sagte der Präsident des Verwaltungsrates von SMA, Werner Stohler. Seine Firma sei unabhängig und gehöre den Menschen, die in ihr arbeiten.

Dass SMA der Deutschen Bahn gerne Dienstleistungen verkaufe, „versteht sich von selbst“, sagte Stohler. Das Züricher Ingenieurbüro arbeitet seit mehr als 20 Jahren für verschiedene europäische Verkehrsunternehmen.

Die Vertreter des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart erklärten, der jetzige Bahnhof sei der zweitpünktlichste Deutschlands und habe noch ungenutzte Kapazitäten. Darum plädierten sie für eine Weiterentwicklung des historischen Kopfbahnhofs. Sie nennen ihren Alternativvorschlag K21.  (mit dpa/dapd)

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