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Ein Nachfolger wird gesucht: Der scheidende Bundespräsident Joachim Gauck.
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Suche nach neuem Bundespräsidenten: Gauck-Nachfolger: Das Karussell der Kandidaten

Lammert, Schäuble, von der Leyen. Das sind nur drei der Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Und da wäre noch die große Überraschungsfavoritin.

Im Gespräch sind viele, werden kann es nur einer oder eine. Bis sich die Parteien auf Kandidaten für die Nachfolge von Joachim Gauck festlegen, könnte es noch Monate dauern.

Viel Zeit für Spekulationen. Für die Betroffenen ist das nicht immer angenehm.

Norbert Lammert: Der Unbequeme

Als Bundestagspräsident und damit nominell zweiter Mann im Staat hat er seit 2005 konsequent die Rechte des Parlaments gegen die Regierung verteidigt, was ihm Respekt in allen Fraktionen eintrug.

Lammert ist ein Intellektueller und gilt als Favorit, sollte die Union einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken. Allerdings wollen weder SPD noch Linke ihn wählen.

Und die Grünen haben gegenwärtig kein Interesse an einem schwarz-grünen Signal vor der Bundestagswahl.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
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Wolfgang Schäuble: Ewiger Kandidat

Wann immer sich das Kandidatenkarussell dreht, fährt der Finanzminister mit. Denn das politische Schwergewicht kommt für jedes politische Spitzenamt infrage.

Doch Schäuble weiß, dass er wegen des Widerstands der SPD und der Grünen weder auf eine schwarz-grüne noch auf eine großkoalitionäre Mehrheit in der Bundesversammlung bauen kann.

Er dürfte deshalb gar nicht zur Verfügung stehen, auch wenn er in den eigenen Reihen als Wunschkandidat heiß gehandelt wird.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
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Ursula von der Leyen: Die Allzweckwaffe

Auch ihr Name fällt oft, wenn hohe Ämter zu vergeben sind. Kaum jemand zweifelt, dass die CDU-Politikerin sich die neue Aufgabe zutrauen würde.

Denn an Selbstbewusstsein hat es der Verteidigungsministerin noch nie gemangelt – und an Ehrgeiz auch nicht. Schon einmal hat die frühere Familienministerin Interesse am höchsten Staatsamt signalisiert.

Trotzdem ist fraglich, ob sie bereit wäre, ohne sichere Mehrheit in der Bundesversammlung als Unionskandidatin anzutreten.

Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin (CDU).
Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin (CDU).
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Gerda Hasselfeldt: Die Ausgleichende

Sie wäre die erste Frau im höchsten Staatsamt – und dazu noch eine mit CSU- Parteibuch. Ihre Wahl wäre eine Sensation.

Für sie spricht: Anders als ihr Parteichef Horst Seehofer gilt sie als ausgleichende Politikerin – und hat auch im Streit um die Flüchtlingspolitik zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Seehofer zu vermitteln versucht.

Doch die Grünen signalisieren bereits, dass sie sich eine überparteiliche Kandidatin wünschen. Das wiegt schwerer als alle Sympathien für die CSU-Frau.

Gerda Hasselfeldt, CSU-Politikerin.
Gerda Hasselfeldt, CSU-Politikerin.
© Tagesspiegel

Andreas Voßkuhle: Der Richter

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts war schon 2012 einer der Favoriten. Damals nur zwei Jahre im Karlsruher Amt, lehnte er Merkels Angebot jedoch ab.

Ob der Jurist das heute anders sieht, weiß wohl nur er selbst. Wenn ihm Union und SPD eine stabile Mehrheit in der Bundesversammlung in Aussicht stellen, könnte sich der Verfassungsjurist diesmal für Berlin entscheiden.

Allzumal seine Zeit als oberster Hüter des Rechts in Karlsruhe im Jahr 2020 zu Ende geht.

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Vorsitzende des Zweiten Senats, Andreas Vosskuhle.
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Vorsitzende des Zweiten Senats, Andreas Vosskuhle.
© dapd

Jutta Allmendinger: Die Soziologin

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin ist SPD-Mitglied. Ihr Name fällt, wenn es um eine gemeinsame Kandidatin von SPD, Linken und Grünen geht.

Eine solche aufzustellen, fordert vor allem die Linkspartei, aber auch der linke Flügel der SPD. Allmendinger steht für die Themen Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie moderne Familienpolitik.

Sie könnte allenfalls im dritten Wahlgang mit relativer Mehrheit zum Zuge kommen. Doch noch weniger Interesse als an einem schwarz-grünen Signal haben die Grünen an einer Empfehlung für Rot-Rot-Grün.

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin: Jutta Allmendinger.
Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin: Jutta Allmendinger.
© promo

Annegret Kramp-Karrenbauer: Die Linkskonservative

Die saarländische Ministerpräsidentin führt eine schwarz-rote Koalition, wird aber auch von den Grünen geschätzt. Die CDU-Politikerin steht für den Modernisierungskurs in der Gesellschaftspolitik und ist eine Verfechterin der Frauenquote.

Das mag ihr Sympathien in Teilen der eigenen Partei eintragen. Beim konservativen CDU-Flügel, vor allem aber bei der CSU dürfte eine Nominierung der Frau mit der markanten Brille jedoch keine Begeisterungsstürme auslösen.

Prognose: Kramp-Karrenbauers Zukunft liegt nicht im Schloss Bellevue – zumindest jetzt noch nicht.

CDU-Präsidiumsmitglied und Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.
CDU-Präsidiumsmitglied und Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.
© dpa

Frank-Walter Steinmeier: Der Renommierte

Beinahe so etwas wie der natürliche Kandidat für das höchste Amt im Staate. Der Sozialdemokrat ist beliebt bei den Bürgern, angesehen über Parteigrenzen hinweg.

Dass er Deutschland würdig repräsentieren kann, hat er in mittlerweile bald sieben Jahren als Außenminister unter Beweis gestellt. Steinmeier selbst würde das Amt auch durchaus zusagen.

Doch der SPD-Politiker kann nicht auf die Unterstützung der Union in der Bundesversammlung zählen. Und als Kandidat von Rot-Rot-Grün taugt er auch nicht. Allein deshalb, weil die Linke ihn nicht geschlossen wählen würde.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).
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Navid Kermani: Der Intellektuelle

Der parteilose, in Siegen geborene Sohn iranischer Eltern ist als kluger politischer Kopf anerkannt. Der Schriftsteller, Publizist und Orientalist erhielt 2015 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Seine Rede anlässlich der Feier zu 65 Jahren Grundgesetz 2014 im Bundestag wurde als brillant gewürdigt, aber Kermani dürfte angesichts fehlender parteipolitischer Verortung wenig Aussichten haben.

Im rot-rot-grünen Lager genießt er große Sympathien – auf die Unterstützung der Union, insbesondere die der CSU, könnte der interkulturell denkende Muslim wohl eher nicht rechnen.

Er würde nur aufgestellt, wenn sich SPD, Grüne und Linke auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen.

Schriftsteller Navid Kermani.
Schriftsteller Navid Kermani.
© dpa

Die große Unbekannte: Die Überraschungsfavoritin

Kraft ihrer Persönlichkeit und ihres beeindruckenden Lebenswegs schafft es eine Frau aus dem öffentlichen Leben, die politischen Gräben zwischen den Lagern in der Bundesversammlung einzuebnen und die Delegierten hinter sich zu versammeln.

Die Suche nach ihr dürfte bereits begonnen haben. Denn nur die Einigung auf eine überparteiliche Person, die allseits Respekt genießt, minimiert das Risiko beider Volksparteien, bei der Wahl des Staatsoberhaupts Schiffbruch zu erleiden.

Ein Scheitern können sich vor der Bundestagswahl weder Merkel noch Gabriel leisten.

Frau X von der Partei Y.
Frau X von der Partei Y.
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