Umgang mit der AfD: Gauck fordert „erweiterte Toleranz“ gegenüber rechts
Er sympathisiere nicht mit der AfD, könne es aber nicht ab, wenn man „alle Wähler der AfD als Faschisten bezeichnet“.
Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck plädiert für einen toleranten Umgang mit der AfD. „Auch gegenüber rechts braucht es eine erweiterte Toleranz“, sagte der 80-Jährige am Freitagabend in Düsseldorf. „Zu einer offenen, demokratischen Gesellschaft gehören Streit und Auseinandersetzung.“ Er persönlich sympathisiere nicht mit der rechtspopulistischen AfD. „Aber ich kann es auch nicht ab, wenn man alle Wähler der AfD als Faschisten bezeichnet.“
Gauck betonte bei der Lesung aus seinem Buch „Toleranz - einfach schwer“, es sei wichtig, mit der Partei die Diskussion zu suchen. Er habe dafür plädiert, einen AfD-Vizepräsidenten im Bundestag zu akzeptieren, und es kritisch gefunden, dass die AfD im vorigen Jahr nicht zum evangelischen Kirchentag in Dortmund eingeladen worden sei. „Solange diese Partei nicht verboten ist, müssen wir sie am Diskurs teilhaben lassen“, sagte der Altbundespräsident. „Sonst gibt es einen Solidarisierungseffekt gerade unter denen, die nicht politisch denken.“
Eine Grenze seiner Toleranz zog Gauck bei Faschismus oder Forderungen nach einer Diktatur. Solchen Haltungen müsse man sich mit „kämpferischer Intoleranz“ entgegen stellen, betonte er. Wenn Hass und Menschenfeindlichkeit drohten, dann sei Intoleranz angesagt, sagte Gauck.
Seine Äußerungen stießen mehrheitlich auf Kritik. Ralf Stegner, Fraktionsvorsitzender der SPD in Schleswig-Holstein kommentierte bei Twitter: „Da liegt er falsch, der Herr Bundespräsident!“. Gegenüber den Rechtsradikalen von der AfD sei scharfe Abgrenzung notwendig.
Auch der Journalist und Autor Hasnain Kazim zeigte sich entsetzt über die Äußerungen des Ex-Bundespräsidenten. „Vielleicht ist nicht jeder AfD-Wähler ein Faschist. Aber jeder einzelne von ihnen ebnet wissend Nazis den Weg an die Macht.“ (Tsp,epd)