Die Menschen im Osten der Ukraine: Ganz am Ende
Die Menschen im Osten der Ukraine sind am Ende ihrer Kräfte. Viele sind zu arm und zu schwach, um zu flüchten. Kümmert sich die Regierung in Kiew um die bedrängten Landsleute?
Die Lage der Menschen in der Ostukraine ist erbärmlich. Obwohl in einigen Teilen des Donbass der Beschuss nachgelassen hat, erreicht nach wie vor zu wenig humanitäre Hilfe die Bedürftigen. Zudem widersprechen Augenzeugenberichte den Angaben ukrainischer Behörden, wonach aus den besonders hart umkämpften Gebieten wie Debalzewe, Wuhlehirsk oder dem Norden der Großstadt Donezk die meisten Menschen in Sicherheit gebracht worden seien. Ein Reporterteam der renommierten Internetzeitung „Ukrainska Prawda“ berichtet aus Debalzewe. Dort lebten vor Beginn der Kämpfe 25 000 Einwohner, seit Ende Januar sollen Tausende geflohen sein. In den vergangenen Tagen hieß es, bis auf wenige Einzelfälle seien die Stadt und die Umgebung frei von Zivilisten, doch das trifft nicht ganz zu.
In den umliegenden Dörfern lebt nach wie vor die Mehrheit der Bevölkerung. Vor allem Alte und Menschen, die sich nicht helfen können. Die Bewohner des Dorfes Mironiwka unweit von Debalzewe berichten über schockierende Details, und die „Ukrainiska Prawda“ liefert die Bilder dazu. Da die gesamte öffentliche Ordnung zusammengebrochen ist und viele Menschen nach wochenlangem Beschuss durch kilometerweit fliegende Raketen einfach zu verzweifelt sind, werden weder Abfälle weggeräumt noch Tote beerdigt. Ein Bild zeigt eine Szene mit überquellenden Müllcontainern, vor denen eine Leiche liegt, nur mühsam abgedeckt mit einem verschlissenen Teppich.
Die Menschen brauchen Hilfe
Solche Zustände sind aus Kiew gesehen weit weg. Am frühen Mittwochnachmittag tagte der Ausschuss für Menschenrechte des ukrainischen Parlaments. Die Vorsitzende Irina Geraschtschenko, früher Mitglied der Udar-Partei von Vitali Klitschko, seit Oktober in der Fraktion der Präsidentenpartei „Block Poroschenko“, sagte, die Ukraine werde jetzt auch internationale Hilfsorganisationen um Unterstützung bitten. Mit der Versorgung der mittlerweile über 1,4 Millionen Binnenflüchtlinge seien die heimischen Behörden überfordert. Das Parlament hatte sich bereits vor Wochen darauf geeinigt, dass jeder bedürftige Flüchtling monatlich umgerechnet etwa 26 Euro erhält, doch die Gelder können nicht ausgezahlt werden, weil das Gesetz noch nicht in Kraft getreten ist. Nina Jeglinski