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Sigmount Königsberg, Antisemitismus-Beauftragter der Jüdischen Gemeinde.
© Sophia Kembowski/dpa

Antisemitismus: "Für Juden ist jede Ecke Berlins potenziell gefährlich"

Der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde in Berlin über Auswander-Gedanken, Judenfeindlichkeit in der AfD und No-Go-Areas.

Herr Königsberg, der neuen EU-Antisemitismus-Studie zufolge haben 44 Prozent der Juden in Deutschland bereits ans Auswandern gedacht. Wie nehmen Sie das in Berlin wahr?

In unserer Gemeinde wird das zunehmend diskutiert. Die jüdische Geschichte hat uns gelehrt, Situationen genau zu beobachten. Bis in die 80er Jahre saßen wir in Deutschland  bildlich auf gepackten Koffern. Dann gab es Zeichen, die uns Sicherheit signalisierten. Doch inzwischen schauen manche wieder, wo die Koffer stehen.

Ist das nur ein Gefühl oder können Sie das belegen?

Die Zahl erfasster antisemitischer Übergriffe in Berlin steigt. Einerseits, weil es wirklich mehr geworden sind, aber, vor allem Dank der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus, werden mehr Fälle gemeldet. In Berlin ist das Netzwerk dafür besser als im Bund – dennoch rechne ich damit, dass die Dunkelziffer noch rund ein Drittel höher liegt.

Wie erleben Sie dieses Klima persönlich?

Ich werde oft als Jude und nicht als Deutscher gesehen. Erst letztens musst ich mich auf einer Party wieder für die Politik Israels im Nahostkonflikt rechtfertigen. So geht es fast allen Juden regelmäßig hier.

Was macht diese Ausgrenzung mit einer Gruppe?

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