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Schüler protestieren in den Straßen von Karthoum.
© AFP

Sudan: Fünf Schüler bei Demonstration getötet

Protestbewegung im Sudan sagt nach Tötung von fünf Schülern Verhandlungen ab. Schulkinder demonstrieren in der Hauptstadt Khartum gegen Gewalt.

Nach dem Tod von fünf Schülern bei einer Demonstration im Sudan haben Vertreter der Protestbewegung die für Dienstag geplanten Verhandlungen mit dem Militärrat abgesagt. "Es wird heute keine Verhandlungen geben, weil wir noch in Al-Obeid sind", sagte Unterhändler Taha Osman der Nachrichtenagentur AFP über Telefon aus der Stadt, in der die Schulkinder erschossen worden waren. In Khartum gingen unterdessen hunderte Schüler gegen die Gewalt auf die Straße.

In ihre Schuluniformen gekleidet und sudanesische Flaggen schwenkend skandierten Schüler Parolen wie "Einen Schüler töten heißt ein Land zu töten". Die Proteste fanden zeitgleich in mehreren Teilen der Hauptstadt statt.

Die Unterhändler der Protestbewegung wollten nach eigenen Angaben am Abend nach Khartum zurückkehren. Einer von ihnen sagte AFP, dass die Gespräche wieder aufgenommen würden, sobald "Ruhe in die Straßen zurückkehrt, weil Dialog der einzige Weg aus der politischen Sackgasse ist".

Bei Protesten in der zentralsudanesischen Stadt Al-Obeid, gut 400 Kilometer südöstlich von Khartum, waren am Montag nach UN-Angaben fünf Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren erschossen worden. Die Schüler hatten nach Angaben von Bewohnern gegen Kürzungen bei der Versorgung Al-Obeids mit Brot und Benzin demonstriert. Vertretern der Protestbewegung zufolge wurden mehr als 60 Demonstranten verletzt.

Militärchef verurteilt Tötungen

Der Vorsitzende des sudanesischen Militärrats, General Abdel Fattah al-Burhan, verurteilte die Tötungen. "Friedliche Zivilisten zu töten ist ein inakzeptables Verbrechen, dessen Verantwortliche sofort zur Rechenschaft gezogen werden müssen", sagte er nach Angaben des Staatsfernsehens.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef rief die Behörden im Sudan dazu auf, den Vorfall zu untersuchen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. "Kein Kind sollte in seiner Schuluniform beerdigt werden", erklärte Unicef.

Der Berufsverband, ein Zusammenschluss sudanesischer Gewerkschaften, der einen Teil der Proteste anführt, rief zu landesweiten Protesten gegen das "Massaker" auf. Die Protestbewegung machte die gefürchtete paramilitärische Einheit RSF des Generals Mohammed Hamdan Dagalo für den Tod der Jugendlichen verantwortlich. Die Behörden verhängten eine nächtliche Ausgangssperre für vier Städte im betroffenen Bundesstaat Nordkordofan. Alle Schulen dort wurden angewiesen, den Unterricht auszusetzen.

Die Protestbewegung und die regierenden Generäle hatten sich Mitte Juli auf eine Teilung der Macht geeinigt. Vorgesehen ist die Bildung einer Übergangsregierung, die drei Jahre und drei Monate im Amt bleiben soll.

In einer von beiden Seiten unterzeichneten "politischen Erklärung" wird die Übergangsregierung als "souveräner Rat" bezeichnet. Das Gremium soll aus sechs Zivilisten und fünf Militärs bestehen. Am Dienstag hatten Vertreter der Protestbewegung und der Militärrat über die verbliebenen offenen Fragen verhandeln wollen.

Im April war der langjährige Staatschef Omar al-Baschir gestürzt worden. Ihm soll wegen verschiedener Verbrechen der Prozess gemacht werden. Nach Angaben oppositionsnaher Ärzte sind seit dem Beginn der Proteste im Sudan im Dezember mehr als 250 Menschen getötet worden. (AFP)

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