Initiative für Wiederaufbau in Paris: Friedrich Merz fordert einen europäischen Kraftakt für Notre-Dame
Deutschland ist nach dem Feuer in Paris besonders gefragt, sagt der CDU-Politiker Friedrich Merz. Hilfen stärkten den europäischen Zusammenhalt. Ein Interview.
Der CDU-Politiker Friedrich Merz weilt gerade in den USA. Als er die Bilder der brennenden Kathedrale von Notre-Dame sah, schrieb er bei Twitter: „Wir sollten eine Bürgerinitiative ins Leben rufen, die im ganzen Land Spenden sammelt für den Wiederaufbau dieses überragenden europäischen Kulturguts. Unsere Freundschaft mit Frankreich wird sich damit in ganz besonderer Weise zum Ausdruck bringen und vertiefen.“ Seither sind in Frankreich und dem Ausland schon Gelder in Höhe von rund einer halben Milliarde Euro zusammengekommen. Im Interview mit dem Tagesspiegel erläutert der Wirtschafts- und Finanzexperte, warum gerade Deutschland nun gefragt sei und warum in der Katastrophe auch eine Chance liegen kann für Europa.
Herr Merz, was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie die Bilder der Flammen sahen?
Ich bin zur Zeit in New York, und natürlich hatte ich sofort die Bilder des brennenden World Trade Center vom September 2001 wieder vor Augen. Gott sei Dank war es kein Terroranschlag. Aber das brennende Dach dieser großartigen Kirche, dieses Wahrzeichens von Paris, das hat schon große Bestürzung bei mir ausgelöst.
Was hat Sie danach besonders beeindruckt?
Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland haben seit dem verheerenden Brand von Notre-Dame zahlreiche private Initiativen und Einzelpersonen durch Spendenaufrufe ihre persönliche Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bürger Deutschlands und Europas umgehend dazu aufgerufen, den Wiederaufbau der Kathedrale zu unterstützen. Das zeigt, wie tief die Verbundenheit zwischen unseren beiden Ländern ist.
Warum ist gerade jetzt auch eine Kraftanstrengung aus Deutschland notwendig, so wie es Sie selbst mit der Idee einer Bürgerinitiative ins Spiel gebracht haben?
Wir Deutschen haben immer wieder große Solidarität von unseren europäischen Freunden erfahren, etwa beim Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden oder des Berliner Stadtschlosses. Dasselbe würde ich mir jetzt für Notre Dame wünschen. Ich habe gesehen, dass die gemeinnützige Stiftung Fondation du Patrimoine auf ihrer Webseite bereits eine Spendeninitiative gestartet hat.
Kann in der Katastrophe auch eine Chance liegen, zu neuer Solidarität, einer Rückbesinnung auf unsere europäische Kultur und unseren Glauben, gerade auch jetzt zu Ostern?
Jede deutsche Anteilnahme und Hilfe zum Wiederaufbau der Kathedrale von Notre-Dame in Paris ist ein großartiges Zeichen der Verbundenheit mit unseren französischen Nachbarn – das tut gerade in diesen nicht ganz einfachen Zeiten gut und stärkt den Zusammenhalt Europas.