Oslo: Friedensnobelpreis an Liu Xiaobo vergeben - in Abwesenheit
Ein Stuhl blieb leer: In Oslo ist der Friedensnobelpreis in Abwesenheit des chinesischen Preisträgers Liu Xiaobo verliehen worden. China sperrt derweil Worte wie "leerer Stuhl" im Netz und blockiert SMS.
Der Bürgerrechtler Liu Xiaobo sitzt in seiner Heimat eine elfjährige Haftstrafe ab, weil er öffentlich Meinungsfreiheit und Demokratie verlangt hat. Der Stuhl für den 54- Jährigen im Osloer Rathaus blieb leer, weil Chinas Behörden auch Lius Frau und anderen Vertrauten die Ausreise nach Norwegen verweigert haben.
Der Chef des Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, verlangte die sofortige Freilassung des Friedensnobelpreisträgers. Liu habe nur seine Menschenrechte wahrgenommen und sei zu einem Symbol für den Kampf um diese Rechte in ganz China geworden. 15 Länder blieben der Zeremonie in Anwesenheit von Norwegens König Harald V. fern, darunter neben China selbst auch Russland, Afghanistan und der Irak.
Es ist das erste Mal seit der Auszeichnung des deutschen Pazifisten Carl von Ossietzky 1935, dass weder der Preisträger noch einer seiner Vertreter die Ehrung entgegennehmen konnte. Liu widmete bereits im Vorfeld den Preis den Opfern, die bei den Studentenprotesten 1989 ums Leben kamen. Augenzeugen und Menschrechtlern zufolge sollen dies mehrere hundert gewesen sein.
Die Schauspielerin Liv Ullman verlas bei der Zeremonie eine Ansprache Lius, die dieser während seines Prozesses im Dezember 2009 gehalten hatte: "Erfüllt mit Zuversicht, erwarte ich den Beginn der Zukunft eines freien Chinas. Es gibt keine Macht, die die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit stoppen kann und am Ende wird China eine Nation werden, in der Rechtstaatlichkeit herrscht und in der Menschenrechte als Oberstes gelten."
US-Präsident Barack Obama erklärte in einer Stellungnahme, er bedauere, dass Liu nicht die Gelegenheit erhalten habe, an der Zeremonie teilzunehmen. Er respektiere die wirtschaftlichen Fortschritte, die China gemacht habe. Allerdings müsse das Land auch die Wichtigkeit der Menschenrechte anerkennen.
Die Dotierung von umgerechnet 1,1 Millionen Euro (10 Millionen schwedischen Kronen) sowie das Nobeldiplom sollen in Oslo verbleiben, bis Liu Xiaobo selbst oder eine Person seines Vertrauens darüber verfügen kann.
Zur Verleihung des Friedensnobelpreises an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo hat Peking am Freitag seine Zensur verschärft. Auf den Kanälen der ausländischen Nachrichtensender CNN und BBC oder des französischen Satellitenprogramms TV5 blieben die Bildschirme schwarz. Auch ihre Websites waren nicht zu erreichen. Chinesische Internetseiten waren gleichfalls betroffen. Stunden vor Beginn der Zeremonie in Oslo war es beispielsweise auf der Facebook entsprechenden chinesischen Website Renren nicht möglich, die Worte „leerer Stuhl“ oder „Oslo“ zu suchen - es erschien der Hinweis „verbotener Inhalt“.
Auch auf Netease, einer chinesischen Entsprechung des in China zensierten Kurznachrichtendiensts Twitter, führte die Eingabe „leerer Stuhl“ nicht weiter. Aus Protest luden chinesische Internet-Nutzer Fotos von leeren Stühlen ins Netz. Über Mobiltelefone wurden derweil SMS, die den Namen von Liu enthielten, nicht weitergeleitet. Auch die Webseite des norwegischen Nobelkomitees mit der Übertragung im Internet war gesperrt. (dpa/rtr/AFP)
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