Ganz Frankreich soll stillstehen: Franzosen im Generalstreik gegen Macrons Rentenreform
Ein massiver Streik wird ab Donnerstag Frankreich lahmlegen. Die Proteste richten sich gegen das geplante neue Rentensystem. Was Reisende vorab wissen sollten.
Ein Generalstreik als Protest gegen die wichtigste Sozialreform in der Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron wird das öffentliche Leben in Frankreich am Donnerstag weitgehend lahmlegen. Rund 90 Prozent der Schnellzüge TGV werden ausfallen, kündigte die französische Staatsbahn SNCF an. Ähnlich schlecht sieht es bei den Regionalbahnen aus.
Insbesondere die Hauptstadt Paris wird von dem Streik betroffen sein, viele Metro-Linien werden geschlossen bleiben. Elf der 16 U-Bahn-Linien fallen am Donnerstag aus, wie die Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP mitteilte. Lediglich die vollautomatischen Metrolinien 1 und 14 fahren demnach normal. Zu den Hauptstoßzeiten könne es jedoch zu Überfüllung kommen.
Auch im Straßenbahnverkehr kann es RATP zufolge zu massiven Störungen kommen. Zudem fallen zwei Drittel der Busse aus.
Auch Flugreisende müssen mit erheblichen Einschränkungen rechnen, etwa ein Fünftel der Flüge wird annulliert, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP.
Angestellte der Krankenhäuser, Polizei und Feuerwehr, der Schulen und Müllabfuhr wollen sich ebenfalls an dem Streik beteiligen. Es wird damit gerechnet, dass landesweit nur vier von zehn Schulen geöffnet sein werden.
Polizei befürchtet Ausschreitungen in Paris
Die Pariser Polizeipräfektur hat angeordnet, dass Läden und Restaurants, die sich in Paris entlang der Route der geplanten Demonstrationen befinden, nicht öffnen dürfen. Sie rechnet mit Blick auf vergangene Proteste mit Ausschreitungen.
Auch „Gelbwesten“ wollen bei den geplanten Demonstrationen protestieren. Die Regierung befürchtet nach Medienberichten, dass es Donnerstag und vor allem am Samstag wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen bei Demonstrationen der Bewegung kommen könnte.
Zuletzt hatten Vermummte am ersten Jahrestag der Proteste wieder massiv in Paris randaliert. Die „Gelbwesten“ protestieren gegen die Politik der französischen Regierung und gegen Präsident Macron.
Grund für den Generalstreik ist eine geplante Rentenreform. Das neue System soll von 2025 an eingeführt werden und die Zersplitterung in Einzelsysteme für bestimmte Berufsgruppen beenden. Arbeitnehmer sollen auch dazu gebracht werden, länger zu arbeiten.
Reisen am Tag des Generalstreiks in Frankreich – was Sie beachten sollten
- Wer am Tag des französischen Generalstreiks mit der Bahn fährt, kann sich vorab auf bahn.de/aktuell über seine Reiseverbindung und eventuelle Ausfälle unter bahn.de/reiseauskunft informieren.
- Die Deutsche Bahn schreibt zudem: „Fahrkarten können ab sofort bis einschließlich 11.12.2019 für die gleiche Verbindung kostenfrei auf einen anderen Reisetag umgebucht werden. Fahrkarten nach Frankreich, die für diesen Zeitraum gelten und nicht mehr genutzt werden, können kostenfrei zur Erstattung eingereicht werden.“
- Das entsprechende Erstattungsformular für online gebuchte Fahrten finden Sie hier.
- Folgende Züge sind betroffen: ICE-/TGV-Züge Paris Est – Saarbrücken – Mannheim – Frankfurt (M), TGV-Züge Marseille – Strasbourg – Mannheim – Frankfurt (M) und ICE-/TGV-Züge Stuttgart –Strasbourg – Paris Est
- Wer von Frankreich aus nach Deutschland fährt, kann seine Fahrkarte bei jeder SNCF-Verkaufsstelle auf einen anderen Direktzug derselben Verbindung nach Deutschland kostenfrei umbuchen. Weitere Informationen auch unter www.sncf.com
- Auch an den Flughäfen und bei Fluganbietern wird es möglicherweise zu Streiks kommen. Reisende kontaktieren am besten vorab Ihre Airline und überprüfen, ob ihr Flug an diesem Tag stattfinden wird oder welche Alternativen und Stornierungsmöglichkeiten es gibt.
- Wie der ADAC auf seiner Webseite schreibt, könnten weitere touristische Sektoren vom Generalstreik betroffen sein wie Banken, Post, Fähren, Hotels, Restaurants, Museen, aber auch Abschleppunternehmen, Tankstellen, Autoverleiher und Autobahn-Mautstationen
- Möglicherweise wird auch der Eiffelturm geschlossen sein, wenn die Mitarbeiter streiken.
- Autofahrer sollten zudem Blockaden an wichtigen Straßenverbindungen nicht ausschließen.
- Der ADAC rät zudem: Wer in Frankreich am Streiktag unterwegs ist, sollte größere Menschenansammlungen meiden. In der Vergangenheit kam es bereits zu Ausschreitungen bei Großkundgebungen.
1995 hat ein Streik eine Rentenreform verhindert
Die französische Regierung fürchtet, dass der Streik das Land für längere Zeit in den Ausnahmezustand versetzen könnte. Im Jahr 1995 hatte ein andauernder Streik eine geplante Rentenreform des damaligen Ministerpräsidenten Alain Juppé verhindert.
Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop zufolge sind 76 Prozent der Franzosen für eine Reform des Rentensystems. Allerdings glauben der Umfrage zufolge nur 36 Prozent, dass der Regierung die Umsetzung der Reform gelingen wird. 46 Prozent der Befragten unterstützen zudem den Streik am 5. Dezember, während 33 Prozent ihn ablehnen. Elf Prozent der Befragten stehen dem Ausstand gleichgültig gegenüber. (dpa, AFP, Tsp)