zum Hauptinhalt
Papst Franziskus verändert die katholische Kirche. In den USA hatte diese lange einen schweren Stand. Doch nun gleich der Papstbesuch einem Triumphzug.
© dpa

Der Papst in Kuba: Franziskus auf seiner politischsten Mission

Der Papst half erfolgreich bei der Versöhnung zwischen den USA und Kuba. Am späten Samstagabend ist er in Havanna gelandet - für eine schwierige Mission.

Ein lächelnder Franziskus und ein jovialer Revolutionsführer Raúl Castro. Dieses Foto wird am Wochenende von Havanna aus um die Welt gehen. Es ist ein historisches Bild und die Antithese zu einem anderen Foto, das 1983 Furore machte: Als Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch im revolutionären Nicaragua den Befreiungstheologen Ernesto Cardenal abkanzelte.
32 Jahre später ist die Kalte-Kriegs-Ära vorüber, und im Spannungsfeld zwischen Religion und Politik dürfte Franziskus auf seiner Reise nach Kuba und in die USA vom 19. bis 27. September neue Zeichen setzen. „Es ist die längste und schwierigste Reise des Papstes“, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi im Vorfeld. Denn es ist die politischste, auf der das Kirchenoberhaupt vor dem republikanisch dominierten US-Kongress ebenso sprechen wird wie vor der UN-Vollversammlung. Zum einen wird er den erfolgreichen Abschluss einer Vermittlungsmission des Vatikans zwischen den beiden Erzfeinden feiern. Zum anderen dürfte der Papst daran erinnern, dass der Kalte Krieg zwar vorüber ist, die soziale Frage weltweit aber dringlicher denn je ist.
Vier Tage wird Franziskus auf Kuba weilen und neben Havanna auch Holguín und Santiago de Cuba besuchen, wo sich die Nationalheilige Kubas befindet. Er ist bereits der dritte Papst, der die kommunistische Insel besucht.
Die große Frage, die sich derzeit den Kubanern stellt, ist, wie viel von ihrem sozialistischen Modell im Kapitalismus überleben kann und soll. Ein Dialog zwischen den „Inselkubanern“ und der großen Exilgemeinde in den USA ist nach Auffassung der Kirche dabei hilfreich, und Franziskus dürfte auf seiner Reise dafür eine Lanze brechen.

Die Castro-Brüder besuchten eine Jesuiten-Schule

Zwischen dem Jesuiten-Papst aus Argentinien und den Castro-Brüdern gibt es mehr Gemeinsamkeiten als mit dem vorherigen Päpsten. Denn Fidel und Raúl besuchten in jungen Jahren eine Jesuitenschule; dieses Gedankengut hat sie tief geprägt. „Ich lese alle Predigten des Papstes, und wenn er so weiter macht, fange ich wieder an zu beten“, bekundete Raúl Castro nach einem Treffen im Vatikan. Sogar der bettlägrige Fidel Castro hat Interesse daran bekundet, den Papst zu treffen. Über das Soziale hinaus wird mit Spannung erwartet, wie sich der Papst zur Unterdrückung der Dissidenten äußert. Als Zeichen des guten Willens ließ die Regierung vor dem Besuch mehr als 3500 Gefangene frei. Es ist die größte Freilassungswelle seit 1959. Dissidenten sind nach Angaben von Oppositionsgruppen aber nicht darunter.

Die katholische Kirche war lange die einzige Institution, die dem sozialistischen Einheitsdenken etwas entgegenzusetzen hatte. Viele populäre Dissidenten wie der 2012 bei einem Autounfall gestorbene Osvaldo Payá oder Dagoberto Valdés, der langjährige Direktor der kritischen Zeitschrift „Vitral“, stehen der Kirche nahe. Doch entsprechend hart wurden Katholiken verfolgt. Dies änderte sich erst mit dem Besuch von Johannes Paul II 1998. Seither gibt es wieder kirchliche Feiertage, die Diskriminierung von Katholiken ging zurück, Prozessionen wurden wieder erlaubt, beschlagnahmte Gebäude zurückgegeben, soziale kirchliche Projekte wie Altenbetreuung oder berufsbildende Kurse zugelassen. Dieses Jahr erlaubte die Kommunistische Partei sogar erstmals seit 1959 wieder ein Bau zweier neuer Kirchen.

Zur Startseite