Casdorffs Agenda: Franz Josef Strauß ist Dobrindts Meister
Wenn CSU-Landesgruppenchef Dobrindt über die Grünen redet, klingt das ein bisschen wie einst bei Franz Josef Strauß. Aber da fehlt noch etwas. Ein Kommentar.
Er knarzt, ledert, ätzt - CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt verfolgt in den Jamaika-Verhandlungen einen Retro-Kurs. Wer je die Parteiikone Franz Josef Strauß über die Grünen hat reden hören, in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts war das, wird sich daran erinnert fühlen.
Da sprach Strauß unter dem Jubel des CSU-Volks davon, dass mit den Grünen die Zukunft des Landes auf dem Spiel stehe. Das gehe weit über Mäkeleien in der Steuer-, Finanz- oder Umweltpolitik hinaus - die Arbeit von Jahrzehnten könne umsonst gewesen sein. Was für ihn hieß: entweder Politik auf der Grundlage bürgerlicher Vernunft oder ein "bunt geschmücktes Narrenschiff Utopia".
Das könnte Dobrindt gefallen. Strauß klingt bei ihm an, wenn er sagt: "Das Abräumen von Schwachsinnsterminen ist noch kein Kompromiss." Nur ist es so, dass auch der überlebensgroße CSU-Chef von einst Kompromisse machen musste. Und in der Zuwanderungsfrage, um allein die zu nehmen, wird der in rhetorischen Spitzfindigkeiten oder Wortklauberei liegen. Darin war Strauß ein Meister. Vielleicht will Dobrindt jetzt wenigstens ein Geselle sein.
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