Trotz des Konflikts mit der Ukraine: Frankreich liefert Kriegsschiff an Russland
Frankreich wird Mitte November nach Angaben der russischen Regierung ein Mistral-Kriegsschiff an Moskau liefern. Paris hatte das Geschäft wegen der Ukrainekrise im September vorübergehend auf Eis gelegt.
Der russische Rüstungskonzern Rosoboronexport habe für den 14. November eine Einladung zur Übergabe des Hubschrauber-Trägers "Wladiwostok" im französischen Hafen Saint Nazaire erhalten, sagte der russische Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin am Mittwoch laut russischen Nachrichtenagenturen.
Moskau hatte seit Wochen auf die Auslieferung der bei Frankreich bestellten Mistral-Kriegsschiffe gedrängt und die Einhaltung geschlossener Verträge angemahnt. Entweder liefere Frankreich - oder es müsse das Geld zurückzahlen. Paris hatte im Juni 2011 zwei Hubschrauber- und Panzerträger der Mistral-Klasse zum Preis von insgesamt etwa 1,2 Milliarden Euro an Russland verkauft. Die Lieferung des ersten Schiffs namens "Wladiwostok" war ursprünglich für Ende Oktober/Anfang November vorgesehen. Anfang September hatte der französische Präsident François Hollande erklärt, er wolle sich Ende Oktober endgültig entscheiden, ob die beiden Mistral-Kriegsschiffe tatsächlich an Russland geliefert werden. Seinen Beschluss werde er von der dann herrschenden Lage abhängig machen, fügte er mit Blick auf den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hinzu.
Die französische Regierung hatte trotz des russischen Vorgehens in der Ostukraine lange Zeit an dem Geschäft festgehalten - sehr zum Ärger vieler Nato-Verbündeter, die eine harte Haltung gegen Russlands Staatschef Wladimir Putin forderten. Anfang September legte Paris die Lieferung dann zunächst auf Eis.
Das französische Kriegsschiff "Wladiwostock", ist ein Hubschrauber-Träger vom Typ Mistral. Das rund 200 Meter lange und 32 Meter breite Schiff kann neben 16 Helikoptern auch bis zu 13 Panzer oder 60 gepanzerte Fahrzeuge, mehrere Landungsschiffe oder Amphibienfahrzeuge und außer der Besatzung noch 450 Soldaten transportieren. Das zweitgrößte französische Kriegsschiff nach dem Flugzeugträger Charles de Gaulle kann außerdem als Kommandozentrale genutzt werden, hat eigene Waffen und ein Krankenhaus an Bord.
Wegen dieser Fähigkeiten der Mistral befürchten vor allem östliche Nato-Partner, dass Russland die Schiffe für Landeoperationen und somit für Angriffe gegen andere Staaten einsetzen könnte. Denn neben der "Wladiwostok" hat Moskau für einen Gesamtpreis von rund 1,2 Milliarden Euro noch ein zweites Mistral-Schiff in Frankreich bestellt: die "Sewastopol", die nächstes Jahr geliefert werden soll, und die im Schwarzen Meer auf der zwischen Russland und der Ukraine umstrittenen Halbinsel Krim ihren Heimathafen finden könnte. (AFP)