Versuchte Selbstverbrennung: Flammendes Zeichen in Warschau
Mit dem Versuch einer Selbstverbrennung will ein Mann die Polen aufrütteln, die rechtskonservative Regierung friedlich zu entmachten.
Der gleichgeschaltete Regierungssender TVP verschwieg die Nachricht von einem Selbstverbrennungsversuch im Zentrum von Warschau. Ein 54-jähriger Mann hatte am Donnerstagabend mit einem Megaphon vor dem stalinistischen Kulturpalast ein regierungskritisches Pamphlet verlesen, es als Flugblatt verteilt und sich plötzlich mit einer leicht entzündbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet. Das Leben retteten ihm schließlich Sicherheitsbeamte – aber der Mann, der aus der Nähe von Krakau stammt, schwebt in Lebensgefahr.
Während die Polizei die Hintergründe der Verzweiflungstat ergründet, kursiert im Internet der Text des Flugblatts, das er verteilte. „Ich hoffe, mit meinem Tod viele Menschen aufzurütteln“, steht darin. Die polnische Bevölkerung wird in den Pamphlet aufgefordert, die Machtverhältnisse friedlich zu ändern, bevor Polen durch die rechtskonservative PiS-Regierung vollständig zerstört und die Polen der Freiheit beraubt würden. „Wer, außer uns Polen und Polinnen, kann dieses Land vor den Taten dieser Macht schützen?“, fragt der verzweifelte Demonstrant. „Wer die Forderungen der PiS unterstützt, muss sich bewusst sein, dass nicht jedes Mittel den Zweck heiligt“, warnt der Mann.
Parallelen aus der Geschichte
Während die liberale Opposition bereits Parallelen zu einer in die Geschichte eingegangenen Selbstverbrennung gegen den Einmarsch von polnischen Truppen des Warschauer Pakt 1968 in die Tschechoslowakei zieht, schweigen die Vertreter der angesprochenen Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit" (PiS).
Die Protestaktion fand einen Tag nach einem Bericht von Amnesty International (AI) statt, in dem festgestellt wird, dass die Rechtsstaatlichkeit in Polen massiv gefährdet ist. Die Menschrechtsorganisation kritisiert vor allem die Einschränkung des Demonstrationsrechts und der freien Meinungsäußerung. So würden friedlich demonstrierende Bürger von der Polizei vorgeladen und verhört, Demonstrationen von Regierungsgegnern ostentativ von Sicherheitskräften gefilmt und deren Teilnehmer vor- und nachher beschattet. „Dies zeichnet ein düsteres Bild von der aktuellen Situation der Menschenrechte in Polen“, kommentiert eine Polen-Expertin von Amnesty.
Mit der Selbstverbrennung vor dem Warschauer Kulturpalast ist ein neuer Höhepunkt einer Protestwelle in Polen erreicht. Bereits seit Anfang Oktober befinden sich Assistenzärzte in einem Hungerstreik. Sie fordern eine Erhöhung der Gesundheitsausgaben von der sich so sehr sozial gebenden PiS Regierung. Der Anteil der Gesundheitsausgaben soll sich von derzeit vier Prozent des Bruttoinlandprodukts auf 6,8 Prozent erhöhen. Die Ärzte drohen mit Auswanderung, wenn sie nicht mehr als derzeit umgerechnet rund 550 Euro im Monat Gehalt bekommen. Die Regierung gibt sich unbeeindruckt. „Wenn sie ehrlich hungern, nehmen sie wenigstens ein bisschen ab“, höhnte am Freitag der PiS-Politiker Stanislaw Pietia.
Über den Warschauer Demonstranten wird inzwischen verbreitet, er sei vermutlich psychisch labil oder gar geistesgestört.
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