Russland: Festnahme im Fall Politkowskaja
Russischer Ex-Polizist soll den Mord an der Journalistin organisiert haben
Glaubt man dem Ermittlungskomitee bei der russischen Generalstaatsanwaltschaft, stehen die Untersuchungen zum Mord an der kritischen Journalistin Anna Politkowskaja vor dem Durchbruch. Am Montag erging in Moskau Haftbefehl gegen Dmitri Pawljutschenko, einen ehemaligen Oberstleutnant der Kriminalpolizei, der bisher nur als Zeuge vernommen worden war. Jetzt vermuten die Ermittler in ihm den Drahtzieher des Anschlags.
Pawljutschenko, so ein Sprecher der Behörde, habe dazu eine kriminelle Gruppe gegründet, Aufgaben – darunter die Beobachtung der Journalistin – an die Gruppenmitglieder verteilt und nach Vollzug eine Belohnung für den Mord kassiert. Auch den eigentlichen Auftraggeber wollen die Fahnder ausfindig gemacht haben. Es sei jedoch noch zu früh, seinen Namen zu nennen, sagte der Sprecher.
Politkowskaja, zur Tatzeit 48 Jahre alt, hatte für die unabhängige „Nowaja Gaseta“ gearbeitet und war durch kritische Distanz zu Russlands damaligem Präsidenten Wladimir Putin und unfreundliche Berichte zu Moskaus Tschetschenienkrieg aufgefallen. Am 7. Oktober 2006 wurde sie in ihrem Hauseingang in Moskau erschossen. Bürgerrechtler vermuten, der Mord gehe auf das Konto der Geheimdienste. Westliche Regierungschefs – darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel – hatten Putin und dessen Amtsnachfolger Dmitri Medwedew immer wieder zu rascher und rückhaltloser Aufklärung des Falls Politkowskaja und anderer Journalistenmorde gedrängt. Keiner der Morde – allein seit 2000 wurden mehr als 20 registriert – wurde bisher hundertprozentig aufgeklärt. Russland ist aus Sicht des Internationalen Komitees zum Schutz von Journalisten für Medienleute ähnlich gefährlich wie Somalia, die Philippinen und der Irak. Auch die bisherigen Ermittlungen in der Mordsache Politkowskaja waren eine einzige Serie von Pannen und Pleiten.
Zwar wurden die Ermittler schon im Sommer 2007 fündig, mussten mangels Beweisen mehrere mutmaßliche Mittäter jedoch wieder frei lassen. Die restlichen kamen aus gleichen Gründen 2009 beim Prozess vor einer Geschworenen-Jury frei. Die Familie Politkowskaja und die Anklage gingen in Berufung, das Oberste Gericht ordnete an, den Fall neu aufzurollen. Im Mai 2011 wurde der mutmaßliche Haupttäter gefasst: der Tschetschene Rustam Machmudow, der die tödlichen Schüsse aus einer Pistole mit Schalldämpfer abgefeuert haben soll. Der jetzt verhaftete Ex-Polizei-Oberst Pawljutschenko soll ihm die Mordwaffe besorgt haben.
Die „Nowaja Gaseta“ begrüßte den Ermittlungsfortschritt. Dass Pawljutschenko der Strippenzieher gewesen sein soll, so der stellvertretende Chefredakteur Sergej Sokolow, sei bisher jedoch nur eine der möglichen Versionen.
Elke Windisch
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität