Nach Holocaust-Relativierung: Extinction Rebellion distanziert sich von Mitgründer Roger Hallam
Roger Hallam ist ein britischer Umweltschützer und Mitgründer von Extinction Rebellion. Für seine Aussagen wird er inzwischen vielfach kritisiert.
Bis vor Kurzem war Roger Hallam noch für viele so was wie ein Held. Hallam, einer der Gründer der Klimaschutzbewegung Extinction Rebellion, will mit radikalen Methoden den Klimaschutz noch höher auf die politische Agenda heben.
Dafür organisiert der britische Umweltaktivist gemeinsam mit Extinction Rebellion Straßenproteste und ruft zu zivilem Ungehorsam auf. Erst im September wurde er festgenommen, weil er versuchte, im Rahmen der geplanten Aktion „Heathrow Pause“ den Londoner Flughafen stillzulegen.
Sein Buch „Common Sense“ über die Rebellion gegen die Klimakrise dient als Leitlektüre für die Aktivisten von Extinction Rebellion in Großbritannien und Deutschland. Darin erklärt er, wie ziviler Ungehorsam konkret umzusetzen ist. Tausende Menschen folgten im Oktober seinen Vorgaben und blockierten zentrale Verkehrsknotenpunkte in Berlin. Inzwischen distanziert sich der deutsche Ableger von Extinction Rebellion von dem Mitbegründer.
Grund dafür sind Aussagen Hallams in einem Interview mit der „Zeit“. In dem Interview spricht der 53-Jährige immer wieder den Holocaust an und relativiert ihn. Er sagt, Genozide habe es in den vergangenen 500 Jahren immer wieder gegeben: „Um ehrlich zu sein, könnte man sagen: Das ist fast ein normales Ereignis.“ Und weiter: „Tatsache ist, dass in unserer Geschichte Millionen von Menschen unter schlimmen Umständen regelmäßig umgebracht worden sind.“ Der Holocaust sei „nur ein weiterer Scheiß in der Menschheitsgeschichte“.
Schon kurz nach der Veröffentlichung des Interviews twitterte Bundesaußenminister Heiko Maas: „Der Holocaust ist mehr als Millionen Tote und grausame Foltermethoden. Jüdinnen und Juden industriell zu ermorden und ausrotten zu wollen, ist einzigartig unmenschlich. Das muss uns immer bewusst sein, damit wir sicherstellen: nie wieder!“
Der deutsche Ableger von Extinction Rebellion distanzierte sich in einer Pressemitteilung: „Er verstößt damit gegen die Prinzipien von XR, die Antisemitismus nicht dulden, und ist bei XR Germany nicht mehr willkommen.“ Das gelte außerdem auch für seine Aussagen zu „Demokratie, Sexismus und Rassismus“. Die Zeit als Held ist für Hallam damit vorbei. Die XR-Aktivisten müssen weiter auf Abstand zu ihrem Gründer bleiben, damit die Aufmerksamkeit beim Klimaschutz bleibt.