Moskau lädt Chodorkowski vor: Ex-Oligarch soll zu 17 Jahre altem Mordfall aussagen
Russische Strafverfolger laden Michael Chodorkowski zu einem Verhör nach Moskau. Doch der 2013 begnadigte frühere Yukos-Chef will nicht mit den Behörden zusammenarbeiten.
Die russischen Strafverfolgungsbehörden wollen den Ex-Oligarchen und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski wegen eines 17 Jahre zurückliegenden Mordfalls verhören. Chodorkowski wegen des Mordes an einem sibirischen Bürgermeister im Jahr 1998 "beschuldigt", heißt es in einem Dokument des einflussreichen russischen Ermittlungskomitees, aus dem Chodorkowskis Website Offenes Russland am Dienstag zitierte. Die Aufforderung zu der Befragung sei Chodorkowskis Vater übergeben worden, die Anhörung selbst soll demnach am Freitag in Moskau stattfinden.
Eine Sprecherin sagte der Agentur Interfax, Chodorkowski werde „bei dieser Farce“ nicht mit den Behörden zusammenarbeiten. „Er hat mit ihnen schon zehn Jahre gespielt.“ Nach fast zehn Jahren Lagerhaft war Chodorkowski Ende 2013 begnadigt worden.
Chodorkowski war einst der reichste Mann Russlands. Als Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos wurde er 2003 festgenommen und später wegen Betrugs und Steuerhinterziehung zu jahrelanger Lagerhaft verurteilt worden. Die Prozesse wurden vom Westen als politisch motiviert kritisiert. Ende 2013 kam Chodorkowski überraschend frei. Er lebt derzeit in London.
Chodorkowski bezeichnete die neuerlichen Vorwürfe gegen ihn im Kurznachrichtendienst Twitter als "traurigen Versuch, das Gesprächsthema in Russland zu wechseln". Seine Sprecherin Kulle Pispanen schrieb, die neuen rechtlichen Schritte der Ermittler erschienen wie ein "Racheversuch". Auf die Frage, warum der russische Präsident Wladimir Putin den Ex-Oligarchen 2013 trotz der Vorwürfe hinsichtlich einer Beteiligung an der Ermordung des Bürgermeisters begnadigt habe, sagte ein Kreml-Sprecher, dass es damals "noch nicht die Informationen gab, die es heute gibt".
Chodorkowski sei in Russland zur Fahndung ausgeschrieben, verlautete aus Justizkreisen. Er wird verdächtigt, die Ermordung eines Bürgermeisters in der sibirischen Kleinstadt Neftejugansk 1998 in Auftrag gegeben zu haben. Der Funktionär Wladimir Petuchow soll Streit mit Chodorkowskis - mittlerweile zerschlagenem - Ölkonzern Yukos gehabt haben. Petuchow war damals von Auftragskillern auf offener Straße erschossen worden.
Der Fall galt eigentlich als abgeschlossen. Chodorkowski und seine Ex-Partner hatten eine Beteiligung zurückgewiesen. Im Juni hatte die russische Justiz die Ermittlungen überraschend wieder aufgenommen. Die Behörden drohten nun mit einem internationalen Haftbefehl. (AFP/dpa)