„Nicht in eine Reihe mit Hitler stellen“: Ex-Frau sowie Gattin verteidigen Alt-Kanzler Schröder
Wegen seiner Nähe zu Putin verliert der ehemalige Bundeskanzler immer mehr Rückhalt. Seine Ex-Gattin sowie seine Ehefrau werben nun um Verständnis.
Die Stadt Hannover hat angekündigt, dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder die Ehrenbürgerwürde entziehen. Grund dafür seien die anhaltenden Beziehungen des Alt-Kanzlers zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dadurch teile er nicht mehr „die Werte der Landeshauptstadt“.
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Auf die Forderungen der Stadt hin hat die Ex-Frau von Schröder, Doris Schröder-Köpf (SPD) nun nach Angaben der Zeitung „Bild“ in einem partei-internen Chat zu Verständnis für den Alt-Kanzler aufgerufen. „Nach meiner festen Überzeugung dürfen wir Gerd nicht in eine Reihe mit Hitler stellen“, erklärte die 58-Jährige.
Doris Schröder-Köpf ist selbst Mitglied der SPD und aktuell Abgeordnete des niedersächsischen Landtages. Sie war bis 2018 die vierte Ehefrau von Gerhard Schröder.
Schröder-Köpf verwies in ihrer Nachricht darauf, dass beim Entzug der Ehrenbürgerschaft weitere Standpunkte mit einbezogen werden müssten. Als Beispiele nannte sie das „Nein zum Irak-Krieg“, das ihr Ex-Mann unterstützt hatte. Der damalige Bundeskanzler stellte sich klar gegen eine Beteiligung am Krieg im Irak - und bildete hierfür ein Bündnis mit Wladimir Putin und dem damaligen Präsidenten Frankreichs, Jacques Chirac.
Der Vergleich im SPD-Chat bezieht sich darauf, dass die Stadt Hannover nach dem Zweiten Weltkrieg auch dem nationalsozialistischen Diktator Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde aberkannt hatte. Der Ausschluss Gerhard Schröders könnte laut seiner Ex-Frau „keiner geschichtlichen Betrachtung standhalten“.
Auch Schröder-Kim nimmt Ex-Kanzler in Schutz
Ebenfalls zur Kritik am früheren Bundeskanzler hat sich dessen derzeitige Ehefrau auf Instagram geäußert. Sie sei entsetzt, mit welcher Eilfertigkeit die SPD in der Führung, aber auch in vielen Grundorganisationen eine Kampagne gegen ihren Mann unterstütze, schrieb Soyeon Schröder-Kim am Samstag auf Instagram.
„Ihr könnt sicher sein, was auch immer mein Mann tun kann, um zur Beendigung des Krieges beizutragen, wird er tun und zwar unabhängig von Ultimaten der SPD oder anderen Organisationen wie etwa dem DFB.“
In einem weiteren Instagram-Eintrag kündigte Schröder-Kim an, sich wegen einer Überschrift der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ an den Presserat zu wenden. Die Zeitung hatte am Freitag ein Foto von Gerhard Schröder mit der Zeile „Ohne jede Würde?“ auf ihrer Titelseite abgedruckt.
„HAZ“-Chefredakteur Hendrik Brandt reagierte in der Kommentarspalte des Instagram-Beitrags und erläuterte die Entstehung des Titels. Zudem schrieb er: „Wir haben ihren Ehemann mehrfach eingeladen, zu alledem Stellung zu nehmen und seine Position, die so viele Menschen offenkundig verstört, zu erläutern. Daraus ist leider bisher nichts geworden.“
Schröder verliert Beliebtheit
Der Alt-Kanzler gilt als langjähriger Freund Putins. Er ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat auch Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2.
[Lesen Sie zu diesem Thema: Altkanzler und Putin-Freund: Der Absturz des Gerhard Schröder (T+)]
Vergangene Woche hatte er die Regierung in Moskau im Online-Netzwerk LinkedIn zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Von persönlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede.
Verschiedene Kreisverbände hatten vergangene Woche bereits den Parteiaustritt Schröders gefordert. Auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) den Heinrich-Albertz-Friedenspreis aberkannt. (mit Agenturen)