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Menschen gehen am Sao-Rafael-Strand in Portugal entlang.
© Ana Brigida/dpa

Die Hoffnung auf Reisen in Europa wächst: EU-Länder einigen sich auf Covid-19-Zertifikat

Seit Anfang des Jahres wird über einen europaweiten Nachweis für Corona-Impfungen debattiert. Nun wurden letzte Details geklärt.

Rechtzeitig vor der Sommersaison haben sich die EU-Länder und das EU-Parlament auf Details eines europaweiten Zertifikats zum Nachweis von Corona-Impfungen, -Tests und überstandenen Covid-19-Erkrankungen geeinigt. Das teilte die portugiesische Ratspräsidentschaft am Donnerstagabend in Brüssel mit. Damit wächst die Chance auf weitere Reiseerleichterungen in der EU. Portugal hat derzeit turnusgemäß den Vorsitz der EU-Länder inne.

Bis zuletzt war darüber gestritten worden, in welchem Maß EU-Länder Reiseerleichterungen und Restriktionen selbst bestimmen können. Der Kompromiss sieht nun vor, dass nicht in die Hoheit der Mitgliedsstaaten eingegriffen wird, aber zusätzliche Beschränkungen wie etwa Quarantäne für negativ Getestete, Geimpfte oder Geheilte nur eingeführt werden sollen, wenn es etwa die Infektionslage erfordere.

Im Juni dürfte die IT-Infrastruktur für das grüne Zertifikat stehen, die SAP und Deutsche Telekom gerade im Auftrag der Kommission aufbauen. Sie soll dafür sorgen, dass die Impfnachweise der 27 Mitgliedstaaten miteinander verknüpft werden und eine Kontrolle der Angaben auf dem Dokument mittels QR-Code jederzeit und in der ganzen EU möglich ist. Bis Ende nächster Woche sollen die Tests mit 22 Ländern, darunter auch Deutschland, abgeschlossen sein.

Die Infrastruktur wird national aufgebaut

Jeder Mitgliedstaat baut inzwischen selbst die Infrastruktur für das Zertifikat auf. Am 21. Juni soll das EU-Portal scharf geschaltet werden. Es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass Deutschland und einige andere Mitgliedstaaten bis dahin nicht die Daten der Geimpften ins System einpflegen können.

Deutschland und andere bestehen daher auf einer Übergangsfrist von sechs Wochen nach dem offiziellen Start auf EU-Ebene.

Die Verzögerung in Deutschland bedeutet aber nicht, dass Deutsche mit vollem Impfschutz erst sechs Wochen später reisen können. In der Übergangsphase sollen sie den gelben WHO-Impfpass als Nachweis des Impfstatus nutzen können. Die Übertragung des Impfnachweises aus dem WHO-Impfausweis auf das digitale Zertifikat könnte in den Arztpraxen ablaufen.

"Wir sind Hausärzte und nicht das Passamt"

Allerdings wehren sich die an der Corona-Impfkampagne beteiligten Hausärzte gegen Pläne einer nachträglichen digitalen Erfassung der Impfungen. „Jeglicher zusätzliche Aufwand ist definitiv zu viel“, sagte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, am Donnerstag. „Daher kann man unseren Praxen auch nicht zumuten, dass wir zusätzlich noch die nachträgliche Erfassung der Impfungen übernehmen. Wir sind Hausärzte und nicht das Passamt“, fügte er hinzu.

Man könne den Ärzten neben der Patientenversorgung, den Impfungen und den Testungen nicht noch mehr aufbürden, sagte er.

Auf dem Handy oder auf dem Papier

Das digitale Zertifikat soll zunächst ein Jahr gültig sein. Wie es danach weitergeht hängt vom Verlauf der Pandemie ab. Den Nachweis kann der Inhaber gespeichert auf dem Handy oder als Ausdruck auf Papier mit sich führen. Grundsätzlich gilt: Das Zertifikat stellt lediglich die Informationen zur Verfügung.

Es bleibt den Mitgliedstaaten sowie Restaurantbesitzern oder Veranstaltern vorbehalten zu entscheiden, welche Rechte vom Dokument ableitbar sind. Zum Beispiel: Für den Restaurant-Besuch könnte der Nachweis eines negativen Schnelltests ausreichen. Für die Teilnahme an einer Kreuzfahrt könnte ein negativer PCR-Test zur Bedingung gemacht werden.

Geimpfte und Genesene sollen gleichgestellt werden. Das halten Experten für sinnvoll, weil die Antwort des Immunsystems in beiden Fällen vergleichbar ist. Als Nachweis einer überstandenen Infektion wird ein positiver PCR-Test sowie ein Antikörpertest akzeptiert.

Vier Vakzine sind bislang anerkannt

Alle Impfstoffe, die von der Europäischen Medikamenten Agentur (EMA) offiziell zugelassen sind, werden anerkannt. Derzeit sind vier Impfstoffe anerkannt, das sind die Vakzine von Biontech, Moderna, Astra-Zeneca und Johnsons und Johnson.

Es wird damit gerechnet, dass schon in wenigen Tagen auch Curevac die Zulassung bekommt. Die Mitgliedstaaten sollen die Möglichkeit haben, für das Zertifikat weitere Impfstoffe anzuerkennen.

Dies geht auf die Initiative von Ungarn und anderen Mitgliedstaaten zurück, in denen der russische Impfstoff Sputnik sowie das chinesische Vakzin Sinovac zum Einsatz kommen. (mit dpa/rtr)

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