Absturz des Germanwings-Flugzeugs: EU-Kommission rügte Deutschland wegen Piloten-Überwachung
Nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeugs, der wohl vom Kopiloten absichtlich herbeigeführt wurde, ist die Prüfung der Flugtauglichkeit heftig debattiert worden. Nun stellt sich heraus: Die EU-Kommission hatte schon früher eine schärfere Überwachung der deutschen Piloten angemahnt.
Schon Monate vor dem Absturz der Germanwings-Maschine hatte die EU-Kommission Bedenken wegen einer zu laschen Aufsicht über die Flugtauglichkeit von Piloten in Deutschland. Bereits im November vergangenen Jahres schickte die Kommission einen Brief an Deutschland mit der Aufforderung, das zuständige Luftfahrtbundesamt (LBA) müsse die Airlines bei den Gesundheitschecks schärfer überwachen. Das verlautete am Mittwoch aus Kreisen der Brüsseler EU-Kommission. Zuvor hatte das „Wall Street Journal„ darüber berichtet. Laut EU-Recht hängt der berufliche Einsatz im Cockpit von der Fitness ab und wird jährlich bei einem gründlichen Gesundheitscheck geprüft.
Arbeitsgruppe berät über Konsequenzen nach Germanwings-Absturz
Unterdessen hat eine Arbeitsgruppe von Luftfahrtbranche und Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen. Zunächst werde das Expertengremium zwei Themenbereiche erörtern, erklärte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Mittwoch in Berlin. Neben der Frage, ob die Sicherheitsvorkehrungen der Cockpittüren verändert werden müssten, solle auch erörtert werden, ob und wie die Überprüfung der Flugtauglichkeit von Piloten verbessert werden könne.
Die Experten sollen am 16. April und am 20. April über diese beiden Themen diskutieren. Danach sollen zwei weitere Sitzungen stattfinden. "Im Interesse der Sicherheit werden wir alle Handlungsoptionen sorgfältig und umfassend untersuchen, um Vor- und Nachteile von Veränderungen abwägen zu können", erläuterte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow, der die Arbeitsgruppe leitet.
Dem Gremium gehören neben Sachverständigen des BDL auch Experten der Fluggesellschaften und Flugzeughersteller sowie Flugmediziner an. Ebenfalls vertreten sind das Bundesverkehrsministerium, das Luftfahrt-Bundesamt, die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und UFO sowie psychiatrische und psychologische Sachverständige. (dpa/AFP)