Wahlwiederholung in Istanbul eine „Farce“: EU-Kommissar kritisiert türkische Wahlbehörde
Die Bürgermeisterwahl in Istanbul wurde nach Kritik von Erdogans unterlegener Partei AKP annulliert. Aus Brüssel kommt nun scharfe Kritik.
Der EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn hat die Begründung der türkischen Wahlbehörde für die Wiederholung der Bürgermeisterwahl in Istanbul als „Farce“ bezeichnet. „In meiner ersten gemeinsamen Stellungnahme mit der EU-Außenbeauftragten (Federica) Mogherini haben wir die Notwendigkeit betont, dass die verantwortlichen Institutionen die Gründe für ihre derartig weitreichende Entscheidung darlegen. Das ist nicht geschehen“, sagte Hahn der „Welt am Sonntag“.
Der Wählerwille müsse in einer Demokratie respektiert werden, betonte der EU-Kommissar. „Es ist auch vollkommen inakzeptabel, dass gewählten Bürgermeistern ihre Zulassung zur Wahl nachträglich entzogen wurde, wie es im Südosten des Landes geschehen ist.“ All dies sei umso bedauerlicher, als die Bürger in der Türkei mit ihrer hohen Wahlbeteiligung demokratische Reife bewiesen hätten.
Die Hohe Wahlkommission hatte am Montag die Bürgermeisterwahl vom 31. März in Istanbul annulliert und eine Wiederholung am 23. Juni angeordnet. Sie gab damit einem Antrag der AKP, der Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan, wegen angeblicher „Regelwidrigkeiten“ statt.
In einem Schreiben an die Parteien nahm die Wahlkommission einen Kritikpunkt der AKP auf, wonach die Wahlräte teils rechtswidrig zusammengestellt worden seien. Der Kandidat der größten Oppositionspartei CHP, Ekrem Imamoglu, hatte die Bürgermeisterwahl knapp vor Ex-Ministerpräsident Binali Yildirim gewonnen. Das Mandat wurde Imamoglu wieder aberkannt. (dpa)