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Die designierten SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.
© Jörg Carstensen/dpa

Neuer Parteivorsitz: Esken und Walter-Borjans könnten die SPD tatsächlich zusammenführen

Dass Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans nicht aus dem Establishment kommen, ist gut für die SPD. Denn es ist sozialdemokratisch. Ein Kommentar.

Also Esken und Walter-Borjans. Wenn auch nur von der Hälfte der Hälfte aller Mitglieder gewählt, die sich an der Auswahl beteiligt haben. Es hätten mehr sein können, sogar sein müssen angesichts der desolaten Lage, aber nun ist es so, wie es ist. Das zu beklagen, ist das eine; das hinzunehmen und damit zu arbeiten das andere, vordringliche. Das gilt für die Koalition wie für die Partei.

Zumal es ganz so schlimm auch nicht ist, dass eine Informatikerin und Softwareentwicklerin, die jetzt im Bundestag sitzt, und ein ehemaliger Landesfinanzminister die SPD führen will, dessen Bundesland leicht zu den führenden Industrienationen der Welt gehören würde, zu den Top 10 in Europa und den G 20 in der Welt. Esken und Walter-Borjans bieten nicht weniger auf als die auf der anderen Seite.

Annegret Kramp-Karrenbauer, die CDU-Chefin, war zwar Ministerpräsidentin, aber des Saarlandes, wo so viele Menschen wählen, wie in Hannover leben. Oder Robert Habeck, der vereinzelt schon als grüner Kanzler(-kandidat) gehandelt wird. Ein Landesminister in Schleswig-Holstein – für Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Energiewende (ach ja, und Digitalisierung) – hat der wirklich mehr zu sagen als der Landrat von Dahme-Spreewald? Der ist sogar noch für den BER und die Genehmigungen dort zuständig.

Und doch disqualifiziert es diese beiden nicht, AKK und Habeck. Warum dann Esken und Walter-Borjans?

Weil deren Wahl der SPD-Nomenklatura nicht gefällt. Was daran? Dass „EsWaBo“ von außen, nicht aus dem Establishment kommen; und dass sie die SPD an ihre eigentliche Herkunft erinnern: als Partei des Aufstiegsversprechens. Alle können alles werden, wenn er und sie es kann. Das ist sozialdemokratisch.

Klara Geywitz als Brückenbauerin

Jetzt aber wird es vordringlich, „zusammenzuführen und zusammen zu führen“, wie Esken und Walter-Borjans sagen. Die SPD ist gemeint. Und wenn sie beide es damit ernst meinen, dann sollten sie es schnell beweisen. Wie? Indem sie den Unterlegenen ein Angebot machen, das ihre Ernsthaftigkeit belegt: Sie könnten Klara Geywitz als neue Generalsekretärin vorschlagen; statt eine von mehreren Parteivizes zu sein, wie Geywitz selbst es anstrebt, hätte sie in dieser Position wirklich etwas zu sagen.

Unabhängig davon, dass Geywitz das schon mal war, in Brandenburg, ist sie mit Prinzipientreue aufgefallen. Entdeckt vom großen Parteiversöhner Matthias Platzeck, könnte die Potsdamerin ein Brückenschlag sein von den Linken zu den Pragmatikern und als Nachfolgerin des Niedersachsen Lars Klingbeil auch von den Westlern zu den Ostlern.

Und wenn die Leute fragen „Wo gibt’s denn sowas“ – dann ist die Antwort diesmal einfach: bei der SPD.

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