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Die USA haben gegen Edward Snowden einen Haftbefehl wegen Spionage und Weitergabe von Regierungsdokumenten erlassen, er lebt im Exil in Moskau.
© dpa

NSA-Affäre: Es geht um Snowdens Vermächtnis

Die britische Regierung wirft Edward Snowden vor, geheime Dokumente an Russland und China weitergegeben zu haben. Die Debatte um die Interpretation der Snowden-Enthüllungen ist neu entbrannt.

Vor zwei Jahren veröffentlichte der ehemalige amerikanische Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden Dokumente, die den vielleicht größten Geheimdienstskandal der Geschichte auslösten. Nun sagten britische Regierungsvertreter der Zeitung „The Sunday Times“, China und Russland hätten Zugriff auf Teile der Snowden-Dokumente und hätten diese entschlüsselt. Da die Informationen Agenten gefährden könnten, haben man mehrere Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI16 in „feindlich gesinnten Ländern“ versetzen müssen. Snowden habe „Blut an seinen Händen“, zitiert die Zeitung einen Beamten aus dem britischen Innenministerium. Russland habe Snowden seinen Schutz sicher nicht „umsonst“ gewährt.

Snowden habe "Blut an seinen Händen", sagt ein britischer Beamter

Edward Snowden war im Mai 2013 nach Hong Kong ausgereist, Anfang Juni wurden die ersten Dokumente veröffentlicht. Am 23. Juni reiste er nach Moskau weiter, das ihm Anfang August 2013 offiziell Asyl gewährte. Snowden lebt noch heute in Moskau.

Kurz nach dem Bericht der „Sunday Times“ reagierte Glenn Greenwald in seinem Blog mit einer Wutschrift. Mit Greenwald arbeitet Snowden seit 2013 zusammen. Der ehemalige „Guardian“-Journalist wirft der „Sunday Times“ vor, ungeprüft anonyme Regierungsverlautbarungen zu publizieren. Das sei kein Journalismus, so Greenwald. In mehreren Punkten sei der Artikel nicht korrekt. So schreibt die „Sunday Times“ etwa, Greenwalds Lebensgefährte David Miranda sei 2013 in London mit Geheimdateien festgenommen worden, nachdem er Snowden in Moskau besucht hatte. Tatsächlich, so Greenwald, sei Miranda aber nicht von Moskau aus, sondern aus Berlin nach London geflogen, die Darstellung diene nur dazu, anzudeuten, Snowden habe Dateien mit nach Moskau gebracht. Snowden selbst hatte stets betont, alle Dokumente vor seiner Ausreise an Journalisten übergeben zu haben.

Glenn Greenwald wirft Journalisten Versagen vor

In den USA läuft gegen Snowden ein Haftbefehl, doch der Wert seiner Enthüllungen ist in Europa und in Teilen der amerikanischen Bevölkerung unumstritten. Eben erst hat der US-Kongress den „Freedom Act“ verabschiedet, der die Überwachungspraxis der US-Geheimdienste einschränkt, eine Reform im Sinne der Bürgerrechte, die es ohne Snowden nicht gegeben hätte. Mit dem Bericht der „Sunday Times“ wird Snowden nun als Landesverräter dargestellt. Es geht um nicht weniger als um sein historisches Vermächtnis.

Anna Sauerbrey

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