CDU und SPD im Umfrage-Tal: Es braucht mehr Führung – die Kandidaten müssen ihre Parteien mitziehen
Die einstigen Volksparteien verlieren dramatisch an Zustimmung. Höchste Zeit, dass Laschet und Scholz einen Weg aus der Misere weisen. Ein Kommentar.
Das Wochenende naht, der Sonntag - aber nicht für alle wird es entspannend. Die SPD zum Beispiel hat ihren großen, wichtigen, ihren „Krönungsparteitag“, und in den Umfragen sieht es nicht gut für sie aus. Der Trend will einfach kein Genosse werden: 13, 14 Prozent, manchmal mehr, nie aber so viel, um damit die Ambition eines „Kanzlerkandidaten“ zu rechtfertigen.
An den persönlichen Werten von Olaf Scholz liegt es nicht, doch keiner wird ohne Partei zum Kanzler. Der wird nach der großen Wahl des ganzen Landes im Bundestag gewählt, von den Volksvertretern. Aber wenn unter denen immer weniger Sozialdemokraten sind, werden auch die Chancen immer geringer. Das wirkt wiederum ein auf die Umfragen - ein Teufelskreis beginnt.
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Deshalb bedient sich Scholz der Kraft der Autosuggestion, predigt er geradezu der SPD: Nur wer von sich selber überzeugt ist, kann andere überzeugen. Ob diese Kraft ausreicht, steht dahin. Denn die Partei steht unter großem Druck, und der Sonntag wird zeigen, ob sie sich ein Ventil sucht: durch öffentliche Auseinandersetzung mit dem Kurs und die Forderung nach Entgegenkommen des Kandidaten.
Was ihrer in vielen Jahren eingeübten Art als (alles) diskutierende Programmpartei entspricht, könnte allerdings in diesem Fall dem gewünschten Bild der Geschlossenheit widersprechen. Bei den Wähler:innen kommt Debatte zumeist als Streit an. Und Streit selbst kommt überhaupt nicht an. Es wird also spannend.
Mit jeder Umfrage sinkt der Glaube - auch bei der CDU
Entspannen kann sich auch der Spitzenkandidat der Union nicht. Armin Laschet wird, wenn der Trend sich fortsetzt, nur schwerlich als Kanzler in spe gelten. Zwar heißt es zumal für Christen, dass die Hoffnung nicht aufgegeben wird, doch mit jeder Umfrage mehr sinkt der Glaube.
Laschet kommt nicht wirklich hoch, die Union geht beständig runter, liegt hinter den Grünen. Und ähnlich wie bei der SPD geht es um Geschlossenheit; sie erscheint hier mindestens ebenso schwierig herzustellen und zu erhalten.
Laschets CDU ist und bleibt unruhig, CSU-Chef Markus Söder sowieso, er sieht sich unverändert als Immer-noch-Konkurrent, was dem CDU-Vorsitzenden das Leben schwermacht. Das Fortkommen nicht minder. Da wirkt der Versuch Laschets, sich für den Fall der Fälle einen Rückweg nach Düsseldorf offen zu halten, nicht eben förderlich. Die Frage ist: Wie lange hält die Union das noch aus - und still.
Entladung ist möglich, bei Union und SPD, Armin Laschet und Olaf Scholz. Beide müssen als Kandidaten dringend ihre Parteien ziehen - mit ihnen muss sich das Gefühl von Aufbruch verbinden. Sonst werden die Werte nicht besser. Da wird die Chance deutlich: Zumal angesichts der schwindenden Autorität der Kanzlerin wächst der Wunsch nach Führung.
[Der Bundesfinanzminister im Interview: „Der wirtschaftskompetenteste Kanzler, den man kriegen kann, heißt Olaf Scholz“ (T+)]
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Von Scholz ist, anders als von Laschet, der Satz überliefert: „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie auch.“ Ginge es allein in dieser Hinsicht nach der Mehrheit der Deutschen, würde er der Kanzler. Scholz muss jetzt diesen Satz füllen, der wie keiner sonst für seine Ambition steht.
Die Frage ist, was kühner, wagemutiger, halsberecherischer wäre, als die SPD jetzt, sofort, aus der Koalition zu führen. Gesucht wird die Herausforderung, die Partei und Kandidat in ungekanntem Maß zusammenbringt. Die Spannung steigt. In jedem Fall. An diesem Sonntag schon mal bei der SPD.
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