Messerattacke in Grafing: Ermittler zweifeln an Schuldfähigkeit des Täters
Der Messerstecher vom S-Bahnhof Grafing hatte offenbar psychische Probleme und Drogenprobleme. Er hatte am Dienstagmorgen einen Mann getötet und soll dabei "Allahu Akbar" gerufen haben. Die Ereignisse des Tages zum Nachlesen.
Noch sind die letzten Details nicht geklärt, aber trotzdem hat der tragische Tag in Grafing eine überraschende Wende genommen. Sah es unmittelbar nach der Tat so aus, als wäre ein islamistischer Anschlag passiert, scheint der Täter nun ohne besondere politische Motivation gehandelt zu haben. Vielmehr zweifeln die Ermittler, ob der Mann schuldfähig ist. Wir beenden an dieser Stelle den Newsblog. Lesen Sie in Kürze einen abschließenden Bericht zu den Ereignissen in Grafing auf Tagesspiegel Online.
+++ Kein politischer Radikalismus. Bei dem Messerstecher von Grafing gibt es nach bisherigen Ermittlungen keine Erkenntnisse über eine politische Radikalisierung. Weder aus dem Staatsschutzbereich noch von Nachrichtendiensten gebe es Hinweise darauf, dass der Täter „in irgendeiner Form“ Bezüge zu islamistischen, salafistischen Gruppierungen oder Personen gehabt habe, sagte Kriminaldirektor Lothar Köhler vom bayerischen Landeskriminalamt. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass etwa Videos zur Radikalisierung des 27-Jährigen beigetragen hätten.
+++ Täter verwirrt. An der Schuldfähigkeit des 27-Jährigen gibt es nach Angaben von Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich Zweifel. Die Aussagen des Mannes bei den bisherigen Vernehmungen seien „verwirrend“ gewesen. Der Mann soll am Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
+++ Der Täter kam aus Hessen angereist. Nach Angaben von Kriminaldirektor Lothar Köhler vom bayerischen Innenministerium kam der 27 Jahre alte Täter am Montag per Zug von Hessen nach München. In Grafing traf er am frühen Dienstagmorgen ein.
+++ Täter rief: "Ungläubiger! Du musst sterben!" Der Messerstecher von Grafing hat laut Polizei bei seinem Angriff am Grafinger Bahnhof gerufen: „Ungläubiger, du musst jetzt sterben“. Bei der Festnahme habe er ein Messer am Gürtel getragen, sagte Polizeivizepräsident Günther Gietl vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord am Dienstag. In der Nähe des Tatorts seien ein Personalausweis, ein Führerschein, persönliche Unterlagen, ein Rucksack und Schuhe gefunden worden. Bislang sei es den Ermittlern nicht gelungen, einen Bezug des in Hessen gemeldeten Mannes nach Bayern oder Grafing herzustellen, sagte Gietl.
+++ Kein Islamist. Petra Sandles vom Landeskriminalamt bestätigt, dass der Täter nach bisherigem Erkenntnisstand keinen islamistischen Hintergrund aufweist. Auch einen Bezug nach Bayern konnten die Ermittler bislang nicht feststellen. Es handelt sich wohl um einen zufällig gewählten Tatort.
+++ In Kürze beginnt die Pressekonferenz zu den Ereignissen in Grafing. Es wird erwartet, dass die Ermittler aktuelle Erkenntnisse zu Täter und Tat präsentieren.
+++ Gibt es ein Video der Attacke? Von der Messerattacke am Bahnhof Grafing bei München gibt es möglicherweise eine Videoaufzeichnung. Die Deutsche Bahn hat nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur den Sicherheitsbehörden Videomaterial aus dem S-Bahn-Zug und vom Bahnhof übergeben. Demnach war es dem Fahrzeugführer der S-Bahn und einem Sicherheitsmann gelungen, den Angreifer unmittelbar nach der Tat zu vertreiben. Der Sicherheitsmitarbeiter habe die Polizei dann zu dem Versteck geführt, wo sich der 27 Jahre alte Täter verborgen hielt. Dieser hatte am frühen Dienstagmorgen mit einem Messer einen 56-Jährigen getötet und drei Männer verletzt.
+++ Innenminister verurteilt Angriff. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat den Messerangriff im bayerischen Grafing scharf verurteilt. „Das war eine abscheuliche, eine feige Messerattacke“, sagte de Maizière am Dienstag in Berlin. Seine Gedanken seien bei den Opfern. De Maizière betonte, das Motiv der Tat sei noch nicht abschließend geklärt. Er wolle keine Spekulationen anreichern. Nach der Tat hieß es, die Tat könne einen islamistischen Hintergrund haben.
+++ Der Täter kommt offenbar aus Gießen: Die Messerattentäter von Grafing bei München stammt nach Informationen aus Sicherheitskreisen aus dem hessischen Gießen. Das hessische Innenministerium und Landeskriminalamt wollten am Dienstag allerdings keinen offiziellen Kommentar dazu abgeben. Sie verwiesen auf die Münchener Staatsanwaltschaft. Diese wollte sich am Nachmittag äußern.
+++ Psychische Probleme: Der Messerattentäter von Grafing hatte nach ersten Ermittlungen offenbar psychische Probleme und auch Drogenprobleme. Das teilte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München mit. Der Mann habe seine Tat eingeräumt. Der 27-Jährige hatte am frühen Dienstagmorgen bei einer Messerattacke am Bahnhof im oberbayerischen Grafing einen Mann getötet und drei Männer verletzt.
+++ Ermittler zweifeln an islamistischem Motiv: Die Annahme, dass der Messerstecher einen islamistischen Hintergrund hat, ließ sich bislang offenbar nicht erhärten. Der Täter, ein Deutscher namens Paul H., sei vermutlich psychisch gestört, erfuhr der Tagesspiegel aus Sicherheitskreisen. Möglicherweise spiele auch Drogenkonsum eine Rolle, sagten übereinstimmend mehrere Experten. Hinweise auf Kontakte zu Islamisten gebe es bislang nicht. Sueddeutsche.de schreibt, an einem Behältnis am Tatort seien Rauschgiftspuren gefunden worden.
Ein Zeuge hatte berichtet, Paul H. habe bei der Tat „Allahu akbar“ (Gott ist groß) gerufen. Die Angaben der Zeugen sind allerdings widersprüchlich. Eine Person sprach von einem südländisch aussehenden Täter, ein anderer Zeuge beschrieb den Mann als deutsch aussehend ohne Anzeichen für einen Migrationshintergrund.
Bislang reichten die Erkenntnisse allerdings nicht, um ein islamistisches Motiv auszuschließen, war in Sicherheitskreisen zu hören. Sollte die Messerattacke politisch motiviert sein, wäre es jedoch merkwürdig, dass der Täter morgens um fünf Uhr an einem Provinzbahnhof angreift und nicht tagsüber in einem städtischen Areal, in dem viele Menschen unterwegs sind. Außerdem sei unklar, warum sich der aus Hessen stammende Paul H. in Grafing aufhielt.
+++ Tat kurz vor Abfahrt der ersten Bahn nach München: Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer sagte, dass sich die Tat kurz vor der Abfahrt der ersten S-Bahn Richtung München ereignet habe. Demnach betrat der Angreifer den Zug und stach dort unvermittelt auf einen Mann ein. Danach griff er auf dem Bahnsteig drei weitere Männer an.
+++ Bundespolizei sieht keine veränderte Gefahrenlage: Die Bundespolizeidirektion Berlin sieht nach der Messerattacke in Grafing keine Veranlassung für eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen. "Seit den Anschlägen in Paris und Brüssel sind die Sicherheitsmaßnahmen auf einem sehr hohen Niveau", sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.
+++ Viele Pendler nach München in Grafing: Die Erste Bürgermeisterin von Grafing, Angelika Obermayr, hat geschockt auf die Messerattacke am Bahnhof ihrer Stadt reagiert. "Das ist absolut unfassbar", sagte sie bei n-tv. Die Bürgermeisterin beschrieb Grafing als wichtigen Bahnhof für Pendler aus der Region, die mit der S-Bahn nach München wollen. Deshalb seien dort um vier, fünf Uhr in der Früh auch "sehr, sehr viele Menschen unterwegs".
+++ Täter soll aus Hessen stammen: Dem Sprecher der Staatsanwaltschaft zufolge handelt es sich bei dem noch am Tatort festgenommenen mutmaßlichen Täter um einen 27 Jahre alten Deutschen. Dieser stamme nicht aus München oder der Umgebung. Wie ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts sagte, stammt der Angreifer aus Hessen. Er sei in Deutschland geboren worden und habe keinen Migrationshintergrund. ARD-Terrorexperte Holger Schmidt berichtet bei Twitter, der Mann komme aus Gießen. Schmidt zufolge deute "einiges" auf eine psychische Störung statt auf Terror hin.
+++ Zugverkehr wieder frei: Das Landeskriminalamt meldet, dass die Züge wieder fahren.
+++ Innenminister Herrmann spricht von "Anschlag": Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat sich zu der Messerattacke geäußert. Die Tat sei "ein schrecklicher Anschlag", sagte der CSU-Politiker. Ein islamistischer Hintergrund sei möglich, geprüft würde aber genauso eine mögliche psychische Erkrankung des Täters. Herrmann rechnet im Laufe des Vormittags mit näheren Erkenntnissen.
+++ Bahnhof bleibt gesperrt: Der Bahnhof Grafing soll noch zwei Stunden gesperrt bleiben, das Landeskriminalamt ermittelt.
+++ Zweite Messerattacke: Erst Ende Februar hatte eine Schülerin im Hauptbahnhof Hannover einem Beamten der Bundespolizei mit einem Messer in den Hals gestochen. Auch hier deutet vieles auf einen islamistischen Hintergrund hin. Die 15-Jährige soll Kontakt zur Terrormiliz Islamischer Staat gehabt und schon als Kind mit dem Salafistenprediger Pierre Vogel in Kontakt gestanden haben.
+++ Anschlag im Grünen: Grafing hat 13000 Einwohner und liegt im wohlhabenden Speckgürtel Münchens.
+++ Tatverlauf bekannt: "Der Täter hat Äußerungen am Tatort getätigt, die auf eine politische Motivation schließen lassen", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft München II, Ken Heidenreich. Diese Äußerungen seien "wohl mit islamistischem Hintergrund". Um welche Äußerungen es sich genau handle, werde derzeit geprüft. Dem Sprecher der Staatsanwaltschaft zufolge handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 27 Jahre alten Deutschen. Dieser stamme nicht aus München oder der Umgebung.
Laut Informationen der Ebersberger Zeitung ist der Tatverlauf nun bekannt. Der Täter soll in einer S-Bahn einen Mann attackiert haben, dann am Bahnhof einen zweiten Mann attackiert haben, um anschließend auf zwei Radler loszugehen.
+++ Womöglich islamistischer Anschlag: Am S-Bahnhof Grafing bei München hat es nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) einen womöglich islamistisch motivierten Messerangriff gegeben. Der Angreifer habe am frühen Dienstagmorgen um fünf Uhr am S-Bahnhof Grafing wahllos um sich gestochen und dabei vier Männer getroffen. Laut BR soll eines der Opfer gestorben sein, ein 50-jähriger Mann. Ein weiteres habe schwerste, zwei leichte Verletzungen. Die Verletzten sind 58, 55 und 43 Jahre alt. Nach Zeugenaussagen soll der Mann bei dem Angriff "Allahu-Akbar", also "Allah ist groß" gerufen haben.
(Tsp, AFP, rtr, dpa)
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