Durften die Verdächtigten Waffen besitzen?: Ermittler gehen jetzt 150 Hinweisen zum Polizistenmord nach
Die beiden Männer, die mutmaßlich die Polizisten in Rheinland-Pfalz ermordeten, wurden als Wilderer womöglich zufällig entdeckt. Noch fehlen weitere Details.
Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in der Pfalz untersuchen die Ermittler am Mittwoch weitere Details zu den beiden festgenommenen Tatverdächtigen. Die Behörden wollen unter anderem klären, ob die Männer über Waffenbesitzkarten verfügten, wie die Staatsanwaltschaft in Kaiserslautern mitteilte.
Bei der Festnahme der Männer am Montag im Saarland war ein großes Waffenarsenal sichergestellt worden. Die Ermittler wollen auch den rund 150 Hinweisen nachgehen, die zu dem Verbrechen bis zuletzt eingegangen waren.
Für Freitag, 10 Uhr, ist eine Schweigeminute in ganz Rheinland-Pfalz zum Gedenken an die Opfer geplant. Das sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Kaiserslautern am Mittwoch. Ob es darüber hinaus zu einem anderen Zeitpunkt auch eine öffentliche Gedenkveranstaltung gebe werde, sei derzeit offen.
Unterdessen richtete die Polizeistiftung Rheinland-Pfalz für die Familien der beiden Getöteten das Spendenkonto „Kusel - Zwei von uns“ ein. Die Spenden sollen auch allen Kolleginnen und Kollegen bei der Trauerbewältigung helfen, die unmittelbar in das Geschehen eingebunden waren - oder mit der Kollegin und dem Kollegen im Alltag Dienst verrichtet haben, wie die Stiftung mitteilte.
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Seit Dienstag sitzen die 32 und 38 Jahre alten Saarländer wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei in Untersuchungshaft. Sie sollen am frühen Montagmorgen bei einer Verkehrskontrolle im Kreis Kusel - er liegt im Südwesten von Rheinland-Pfalz und grenzt ans Saarland - eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahren alten Oberkommissar erschossen haben.
Die Ermittler vermuten, dass die Männer Jagdwilderei vertuschen wollten. Der Kofferraum ihres Kastenwagens war demnach voller Wild.
Der Ältere habe sich bisher nicht zur Sache geäußert, der Jüngere habe die Wilderei eingeräumt sowie die Polizeikontrolle und Schüsse geschildert, hieß es. Er hat der Staatsanwaltschaft zufolge bestritten, selbst geschossen zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass mindestens zwei Waffen verwendet wurden - und diese von beiden Beschuldigten genutzt wurden. Hinweise auf eine politisch motivierte Tat oder etwa Verbindungen in die sogenannte Reichsbürgerszene gebe es nicht.
Die Tatverdächtigen sind nicht vorbestraft. Der 38-Jährige sei der Polizei aber bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, der 32-Jährige wegen Betrugsdelikten, hieß es. Der Staatsanwaltschaft zufolge droht den Männern nun lebenslange Haft.
„Es gehört nicht zu unserer Vorstellung von Deutschland, dass jemand auf offener Straße mit Jagdwaffen schießt, weil er vielleicht beim Wildern erwischt wird“, sagte Oberstaatsanwalt Udo Gehring.
Der Kaiserslauterner Polizeipräsident Michael Denne sagte, nach dem Tod der Kollegen herrsche „sehr große Betroffenheit“ bei der gesamten rheinland-pfälzischen Polizei. „Seit 4.22 Uhr gilt für uns eine neue Zeitrechnung. Wir sind schockiert, zutiefst entsetzt und traurig.“ Montagmorgen 4.22 Uhr ist der mutmaßliche Zeitpunkt des Verbrechens.
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Die Ermittler sprachen auch von Beifallsbekundungen mit den Tätern in sozialen Medien. Dies werde man nicht hinnehmen, kündigte Frank Gautsche von der Kriminaldirektion Westpfalz an. Die Behörden würden diese „abscheulichen Postings“ genau untersuchen und alles daran setzen, die Absender von Hassnachrichten strafrechtlich zu verfolgen.
Mehrere führende Politiker sprachen sich in der „Bild“ für Solidarität mit der Polizei aus. So warb Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) dafür, Verständnis für die Arbeit der Frauen und Männer in Uniform zu zeigen und ab und zu Danke zu sagen - „einfach so“. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: „Anfeindungen und Angriffe auf Polizisten dürfen wir nicht dulden.“
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) bekräftigte: „Den Respekt für diese Frauen und Männer weiter zu stärken, bleibt eine gesellschaftliche Aufgabe.“ Allerdings werde man die Gefahren, die dieser Beruf mit sich bringen könne, nie völlig ausschalten können. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) verwies in der „Bild“ auf eine gestärkte Ausrüstung der Polizei in seinem Bundesland und nannte als ein Beispiel die Einführung von Bodycams. (dpa)