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Neue Einzelheiten zu den Schüssen auf Joshua Blake: Die Ermittler berichten.
© Reuters/Stephen Maturen

Polizeischüsse auf Schwarzen in Kenosha: Ermittler finden Messer im Auto von Jacob Blake

Nach Schüssen der Polizei auf einen Afroamerikaner in Kenosha bleibt die Wut groß. Die Polizei nennt weitere Einzelheiten zum Tatablauf.

Der von Schüssen in den Rücken bei einem Polizeieinsatz schwer verletzte schwarze Amerikaner in der Stadt Kenosha hat nach Angaben der Ermittlungsbehörden ein Messer in seinem Fahrzeug gehabt. Das Messer sei auf dem Boden des Innenraums auf der Fahrerseite sichergestellt worden, sagte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Wisconsin, Joshua Kaul, am Mittwoch.

Der Mann habe den Polizisten zuvor „an einem bestimmten Punkt“ gesagt, dass er ein Messer habe, sagte Kaul. In dem Auto seien keine weiteren Waffen gefunden worden.

Der Fall sorgte für Empörung und Proteste in den USA, nachdem ein Video des Polizeieinsatzes veröffentlicht worden war. Darauf ist zu sehen, wie der 29-jährige Jacob Blake sich zunächst um sein Auto bewegt, während zwei Polizisten ihm mit gezogenen Waffen folgen. Eine davon ist direkt auf seinen Rücken gerichtet.

Blake öffnet die Fahrertür und beugt sich hinein, unmittelbar danach fallen sieben Schüsse. Der Generalstaatsanwalt machte zunächst auch auf Anfragen von Journalisten keine weiteren Angaben zum Ablauf des Zwischenfalls. Die Polizei in Kenosha ist nicht mit Kameras am Körper ausgestattet.

Der Fall wird nach den Regelungen in Wisconsin von der Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates untersucht.

Der auf Video festgehaltene Ablauf des Zwischenfalls hatte Vorwürfe ungerechtfertigter Polizeigewalt und zum Teil gewaltsame Proteste in Kenosha ausgelöst. Kaul sagte, die Polizisten hätten zuvor versucht, Blake mit einem Elektroschocker zu betäuben, dies sei aber fehlgeschlagen. Sie seien wegen eines häuslichen Konflikts gerufen worden.

In dem Auto befanden sich die Kinder Blakes im Alter von drei, fünf und acht Jahren. Blake liegt mit zahlreichen Organverletzungen im Krankenhaus, nach Angaben seiner Familie ist er von der Hüfte abwärts gelähmt.

17-Jähriger als Todesschütze in Verdacht

In der Nacht zum Mittwoch wurden in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin am Rande der Proteste zwei Menschen getötet und einer verletzt. Im benachbarten Staat Illinois nahm die Polizei einen 17-Jährigen als Verdächtigen fest.

Augenzeugenberichten zufolge waren in der Nacht zum Mittwoch neben Polizei und Nationalgarde auch bewaffnete Zivilisten auf der Straße, die nach eigenen Angaben Eigentum beschützen wollten. Auf im Internet veröffentlichten Videos ist zu sehen, wie ein junger Mann mit einem Gewehr vor mehreren Leuten wegläuft, zu Boden geht und aus nächster Nähe auf die herannahenden Menschen schießt.

Ein weiteres Video zeigt, wie der junge Mann später mit erhobenen Händen auf herannahende Polizeifahrzeuge zugeht, die an ihm vorbeifahren.

Der Polizeichef von Kenosha, Daniel Miskinis, sagte, man sei dabei, festzustellen, ob der 17-Jährige der Schütze aus dem Video sei. Der Teenager trat auf seinen - inzwischen zum Teil gelöschten - Accounts in sozialen Medien der Website „Buzzfeed“ zufolge als Unterstützer der Polizei und von Trump in Erscheinung.

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Der US-Präsident erklärte am Mittwoch nach der Gewalt in Kenosha, er werde „Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Gesetzlosigkeit auf amerikanischen Straßen nicht tolerieren“. Deswegen sollten Sicherheitskräfte des Bundes für „Recht und Ordnung“ sorgen. Recht und Ordnung ist ein zentrales Thema von Trump im Wahlkampf um das US-Präsidentenamt, das auch Trumps Vize Mike Pence beim Parteitag der Republikaner betonte.

Gouverneur Tony Evers, ein Demokrat, ordnete den Einsatz von 500 weiteren Mitgliedern der Nationalgarde in der Stadt an. In Kenosha wurde am Abend erneut eine Sperrstunde ausgerufen.

Friedlicher Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus in Kenosha
Friedlicher Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus in Kenosha
© AFP/Kamil Krzaczynski

In der Stadt hatte es bereits in den zwei Nächten zuvor neben friedlichen Protesten auch Unruhen mit brennenden Gebäuden und Autos gegeben. Danach habe er Angebote bekommen, bewaffnete Bürger für Patrouillen zu verpflichten, sagte Sheriff David Beth. „Ich sagte: Oh verdammt, nein“, betonte Beth. „Und das, was vergangene Nacht passiert ist, zeigt perfekt, warum ich das nicht machen würde.“

Biden sprach am Mittwoch mit der Familie Blakes. „Was ich in diesem Video gesehen habe, macht mich krank“, sagte er danach. Zugleich rief er zu ausschließlich friedlichen Protesten auf.

In den USA sehen viele den Einsatz gegen Blake als das jüngste Beispiel für Rassismus und Polizeigewalt im Land.

Nach dem Protest des Basketball-Teams aus Milwaukee wurden alle Spiele der Playoff-Runde am Mittwoch verschoben. Auch in der Frauen-Basketball-Liga WNBA und der Major League Baseball wurden Partien abgesagt. „Wir sind die, die getötet werden“, sagte der hoch angesehene Trainer des NBA-Teams Los Angeles, Doc Rivers. „Es ist erstaunlich für mich, warum wir dieses Land weiterhin lieben - und dieses Land gibt uns keine Liebe zurück“, sagte Rivers unter Tränen. (dpa)

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