Politik: Ergebnis der Volkszählung kostet Berlin Milliarden In der Hauptstadt leben weniger Menschen als gedacht – das hat Folgen für die Finanzen
Berlin - In Deutschland leben weniger Menschen als angenommen. 80,2 Millionen Einwohner wurden am Stichtag des „Zensus 2011“, dem 9.
Berlin - In Deutschland leben weniger Menschen als angenommen. 80,2 Millionen Einwohner wurden am Stichtag des „Zensus 2011“, dem 9. Mai 2011, gezählt. Das waren rund 1,5 Millionen weniger, als die damals verfügbaren amtlichen Zahlen aussagten. In Berlin gibt es die größten Abweichungen: Die Einwohnerzahl wird mit 3 292 365 angegeben, 178 391 oder 5,2 Prozent weniger als in der Bevölkerungsfortschreibung registriert. Das ergibt sich aus den am Freitag in Berlin vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Daten der jüngsten Volkszählung. Zeitgleich wurden in den meisten Hauptstädten der Bundesländer die jeweiligen regionalen Daten des „Zensus 2011“ vorgestellt.
Mit diesem Datenwerk liegen erstmals für das wiedervereinigte Deutschland genaue Einwohnerzahlen für die gesamte Bundesrepublik, für die Bundesländer und für die Kommunen vor. Zugleich gibt es Auskunft über die Altersstruktur, den Bildungsstand, die Erwerbsbeteiligung, den Migrationshintergrund und die Religionszugehörigkeit der Deutschen. Direkt befragt wurde nur etwa jeder zehnte Bundesbürger. Zugleich mussten alle Wohneigentümer Auskunft über ihre Immobilie geben. Der größte Teil der Daten stammt aus Verwaltungsregistern.
Deutlich niedriger als bislang bekannt ist auch die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer. 6,2 Millionen Menschen hatten am Stichtag ausschließlich eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das sind 1,1 Millionen oder 14,9 Prozent weniger als bisher angenommen.
In Berlin schlagen die Differenzen zwischen den bislang angesetzten und den durch den „Zensus 2011“ ermittelten Zahlen besonders auffällig zu Buche: In keinem anderen Bundesland ist eine solch große Differenz aufgetreten. Die Zahlen werden nach erster Einschätzung der Senatsverwaltung erhebliche Auswirkungen auf die Einnahmen des Landes Berlin im Rahmen des Länderfinanzausgleichs haben. Danach muss das Land dauerhaft mit Mindereinnahmen von fast einer halben Milliarde Euro pro Jahr rechnen. Aufgrund der teilweise rückwirkenden Anwendung droht Berlin zusätzlich im laufenden Jahr eine Belastung von rund einer Milliarde Euro. Die Zahlen seien ein „Rückschlag auf unserem Weg zu einem ausgeglichenen Haushalt“, sagte Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD).
Brandenburg hat in den zurückliegenden 20 Jahren etwa 3,8 Prozent seiner Einwohner verloren. Besonders drastisch sank auch dort die Zahl der Kinder und Jugendlichen. Demnach lebten zum Stichtag 9. Mai 2011 insgesamt 2 455 780 Menschen in der Mark. Die Abweichung gegenüber den alten Datenbeständen beträgt im Land Brandenburg 1,7 Prozent.
Die Größenordnung der Abweichungen hat auch die Statistiker überrascht. Der Präsident des Bundesamtes für Statistik, Roderich Egeler, sagte, an diesem Sachverhalt sei zu erkennen, wie wichtig der „Zensus 2011“ gewesen sei. 24 Jahre nach der vorangegangenen Volkszählung, die im Jahr 1987 heftig umstritten war, sei es Zeit gewesen „aufzuräumen“.
Neben den Daten zur Bevölkerung wurden beim „Zensus 2011“ auch Gebäude und Wohnungen gezählt. Dabei wurde ein „Zuwachs“ verzeichnet: So gab es am 9. Mai 2011 insgesamt 41,3 Millionen Wohnungen. Das waren rund 500 000 mehr als in den bisherigen statistischen Unterlagen verzeichnet. Bei der Eigentümerquote liegt Berlin mit nur 15,6 Prozent weit hinter den anderen Bundesländern und Stadtstaaten.
Matthias Schlegel, Sabine Beikler
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