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Schwierige Beziehungen. US-Außenminister James Mattis traf am Mittwoch mit Türkeis Präsident Recep Tayyip Erdogan zusammen.
© dpa

Türkei: Erdogan sucht nach neuen Verbündeten und blickt nach Teheran

Pentagonchef Mattis kam nach Ankara, doch der Iran scheint dem türkischen Staatschef ein weitaus besserer Partner zu sein.

Mohammad Bagheri war gerade da, Waleri Gerassimow kommt demnächst wieder, dazwischen ist Platz für James Mattis. In Ankara geben sich dieser Tage die Armeechefs des Iran und Russlands und der amerikanische Verteidigungsminister die Klinke in die Hand. Das Unabhängigkeitsreferendum im kurdischen Nordirak wirft seine Schatten voraus, aber auch die Islamisten- und Kurdenfrage im Norden Syriens beschäftigt gleichermaßen Nachbarn und Großmächte. Die autoritär regierte Türkei von Recep Tayyip Erdogan kann hier alles sein: Spielverderber, Handlanger, Zweckverbündeter. Es kommt ganz darauf an, wer auf die Landkarte sieht – Washington, Moskau oder Teheran.

Mattis traf Mittwochmittag in der türkischen Hauptstadt ein und wurde zunächst von seinem neuen Kollegen Nurettin Çanikli empfangen. Anschließend traf er im Präsidentenpalast mit Recep Tayyip Erdogan zusammen. Der Besuch des Pentagonchefs kommt zu einer Zeit, wo die antiamerikanische Stimmung wieder besonders hohe Wellen schlägt. Die Türkei will – enttäuscht von den Nato-Verbündeten – ein hochmodernes Raketenabwehrsystem von Russland kaufen. Die Medienmaschine der Regierung, die den überwiegenden Teil der Presse und die Nachrichtensender steuert, porträtiert die Amerikaner in immer schrilleren Tönen als Verschwörer, die mit den Putschisten vom Vorjahr unter einer Decke stecken. Kein Tag vergeht auch, an dem türkische Regierungspolitiker die Waffenlieferungen der USA an die Kurden in Syrien nicht als Verrat geißeln würden.

Mehr als 1000 Lastwagen mit Waffen haben die USA bereits über die Grenze vom Irak zu den Kurden nach Syrien gebracht, polterte Erdogan am Dienstag in einer Rede im Präsidentenpalast. „Selbst wenn wir zahlten, würdet ihr uns nicht solche Waffen geben“, klagte Erdogan. Doch die Kurdenmiliz YPG erhalte sie sogar umsonst. Und der türkische Präsident wiederholte den alten Vorwurf an Washington: Waffen und Munition würden am Ende wieder in die Hände der PKK gelangen, der kurdischen Terrororganisation, die Krieg gegen den türkischen Staat führt.

Eine kurze Passage in Erdogans Rede vor einer Versammlung von Ortsvorstehern aus dem ganzen Land – sein bevorzugtes Publikum – ging allerdings unter. Der türkische Staatschef gab die Ernennung eines „vali“, eines Provinzgouverneurs, im Norden Syriens bekannt. Dieser soll das 2000 Quadratkilometer große Gebiet verwalten, das in Syrien „unter unserer Kontrolle“ stehe, erklärte Erdogan.

Während der acht Monate dauernden „Operation Euphratschild“ – von August 2016 bis März dieses Jahres – eroberte die türkische Armee im Verein mit den von ihr unterstützten Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) ein dreieckförmiges Gebiet nördlich von Aleppo, das von der syrischen Grenzstadt Jarablus nach Al Bab zum Grenzstädtchen Al Rai reicht. Der Einmarsch war nur möglich, weil Russland – der wichtigste Unterstützer des syrischen Regimes – ihn erlaubte.

Einen Gouverneur als „Koordinator“ für die Angelegenheiten der syrischen Flüchtlinge hat Ankara bereits 2013 eingesetzt. Sein Amtssitz war allerdings in der grenznahen türkischen Großstadt Gaziantep. Veysel Dalmaz ist mittlerweile als angebliches Mitglied der Bewegung des Predigers Gülen in Haft. In seiner Rede vor Mattis’ Besuch stellte Erdogan auch klipp und klar fest, dass die Türkei keinen neuen Kurdenstaat im Norden Syriens akzeptieren werde. Erdogans Türkei sucht sich neue Partner, so muss US-Verteidigungsminister Mattis nun feststellen. Zwar sind sich die Türkei und die USA zumindest einig, was das für den 25. September geplante Referendum über eine Unabhängigkeit der Kurden im Nordirak angeht.

Doch auch der Iran sieht darin eine Gefahr für die Stabilität des Irak und der Region. Schon spricht Erdogan über gemeinsame militärische Aktionen mit dem Iran gegen die Kurden der PKK im Nordirak. Gut möglich, dass er es ernst meint und nicht nur gegenüber den Amerikanern bluffen will.

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