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Yusuf Yerkel
© afp

Personelle Konsequenz nach Grubenunglück von Soma  : Erdogan feuert Berater nach Tritten gegen Demonstranten

Das Grubenunglück in Soma hat die Türkei vor zwei Wochen erschüttert. Premier Erdogan geriet unter Druck - auch weil sein enger Berater Yusuf Yerkel auf Demonstranten eintrat. Nun folgen Konsequenzen.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat eine erste personelle Konsequenz aus dem umstrittenen Umgang seiner Regierung mit dem tödlichen Grubenunglück von Soma gezogen. Erdogan hat seinen Berater Yusuf Yerkel gefeuert, der wegen seiner Fußtritte gegen einen Demonstranten in Soma weltbekannt geworden war. Die Entlassung wurde kurz vor Erdogans Besuch in Köln bekannt, bei dem der Ministerpräsident vor mehr als zehntausend türkischen Auslandswählern sprechen will. Yerkels Amtsenthebung ist ein Zeichen dafür, dass Erdogan negative Auswirkungen des Grubenunglücks auf seine Chancen bei der Präsidentschaftswahl im August befürchtet. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag meldete, wurde Yerkel mit Wirkung vom 21. Mai als Berater abgelöst. Sein Nachfolger ist noch nicht bekannt.

Yerkel hatte während eines Besuches mit Erdogan in Soma nach dem Tod von 301 Bergleuten bei dem Unglück vom 13. Mai einen am Boden liegenden Demonstranten getreten. Der Erdogan-Berater hatte sein Verhalten damit erklärt, dass er angesichts von „Provokationen“ die Gealt über sich verloren habe.

In Soma hatte eine aufgebrachte Menschenmenge gegen Erdogan protestiert, weil der Ministerpräsident tödliche Bergwerksunglücke als normal beschrieb. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie Yerkel einem Mann nachsetzte, der gegen ein Fahzeug aus der Wagenkolonne Erdogans getreten hatte. Anschließend ließ sich Yerkel krankschreiben, weil er sich beim Treten das Bein verstaucht hatte. Wie sich später herausstellte, war das Opfer der Tritte ein Bergmann aus Soma.

In den ersten Tagen nach dem Unglück hatte sich Erdogan noch hinter Yerkel gestellt und sich demonstrativ von ihm zum Freitagsgebet begleiten lassen. Selbst in der Regierung stieß das Verhalten des Erdogan-Beraters jedoch auf Kritik. Nach Zeitungsberichten herrschte in den Reihen der Erdogan-Partei AKP große Unzufriedenheit mit Yerkels Verbleib im Amt. Andere wegen des Soma-Unglücks umstrittene Mitglieder der türkischen Führung wie Arbeitsminister Faruk Celik und Energieminister Taner Yildiz sind nach wie vor auf ihren Posten.

Thomas Seibert

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