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Hauptsache dagegen: Kreuzberg motzt über Müll und zu viele Menschen beim Myfest.
© Stephanie Pilick/dpa

Die Zukunft des Berliner Myfests: Erbärmlicher Kreuzberger Kleingeist

Das Myfest war ein Riesenerfolg. Aber was machen die Berliner, allen voran Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann? Sie jammern über den Müll. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Nowakowski

Geht es auch positiv? Schließlich ist es eine gute Nachricht, dass Berlin das friedlichste Mai-Fest seit 1987 erlebt hat. Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann hätte jene Menschen würdigen können, die sich ihren Kiez zurück erobert haben gegen Gewalttäter, die SO 36 mehr als 25 Jahre als Aufmarschgebiet für maskuline Kriegsphantasien im Gewand von Anarchie und Revolution missbrauchten. Stattdessen nörgelt sie herum, dass die Anwohner von den Menschenmassen genervt seien, die das Myfest besucht haben.

Sind angesteckte Autos nicht "nerviger" als Rollkoffer und Müll?

Schon vergessen, dass die Anwohner viel mehr nervte, dass Autos angesteckt, Schaufenster eingeschlagen und Straßenzüge verwüstet wurden? Dabei sollte man erwarten, dass eine Bürgermeisterin erfreut ist, dass das Myfest ein positives Aushängeschild für den Bezirk ist, dass deswegen Berliner und Touristen in Scharen kommen – und dort auch noch Geld ausgeben. Nein, stattdessen wird ins Spiel gebracht, das Myfest künftig abzusagen.

Wie absurd ist das denn? Freilich ist das nicht nur eine Kreuzberger Spezialität. Auch die Loveparade, die weltweit zum positiven Image Berlins beitrug, wurde mit bürokratischem Kleingeist zur Strecke gebracht. Und schon gibt es Stimmen, die auch den Karneval der Kulturen, der zu Pfingsten wieder hunderttausende Besucher nach Kreuzberg locken wird, für eine unerträgliche Massenveranstaltung halten und am liebsten in die Tonne treten wollen.

In Berlin wird das Kleine zum Großen verkehrt

In Berlin wird das Kleine zum Großen verkehrt, und aus Chancen werden Probleme. Niemand hat etwas gegen eine professionelle Organisation – ob beim Myfest oder beim Karneval der Kulturen. Aber weg damit – weil diese Veranstaltungen Unruhe und, ja, auch Müll verursachen? Das wäre eine erbärmliche Kapitulation der Stadtpolitik.

Man ist die stete Klage der Bezirke leid, dass sie kein Geld für die Säuberung ihrer von Touristen übernutzten Grünanlagen haben, sondern möchte endlich eine Lösung – etwa einen Hauptstadtfonds oder den Einsatz der Stadtreinigung. Monika Herrmann macht wieder vor, aus welchem Geiste eine Borniertheit gespeist wird, in der selbst der Hundeauslauf am Schlachtensee zum Kulturkampf wird. Hunderttausende fahren nach dem Wochenende, in dem sie ein buntes und lebendiges Berlin erlebt haben, begeistert nach Hause und berichten davon. Nur in Berlin wird gemeckert. Wer soll das verstehen.

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