Emotionale Szene vor der Parteizentrale: Er verlor seinen Vater an Corona – und will deshalb die CDU verlassen
Während Armin Laschet drinnen um die Kanzlerkandidatur kämpft, schließt draußen Michael May mit seiner CDU ab. Dann bittet ihn Laschet zum Gespräch.
Jenseits des Machtkampfes der Union um die Kanzlerkandidatur ist das am Montag eine der Szenen am Konrad-Adenauer-Haus: Ein Herr, der sich als Michael May vorstellt, baut an der Außenfassade des Konrad-Adenauer-Hauses mit einem Plastikgestänge eine kleine Protestwand auf, während drinnen CDU-Chef Armin Laschet um seine Kanzlerkandidatur kämpft.
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May hängt ein Bild eines älteren Mannes auf. Es ist sein 86 Jahre alter Vater, der vergangene Woche an Covid-19 gestorben ist. May fängt an zu zittern, dann kommen die Tränen: „Er hat keinen Impftermin in Sachsen-Anhalt bekommen.“ Immer wieder hätten sie in der Hotline festgehangen.
May ist seit 2002 in der CDU. Er hängt ein Poster mit einem Bild seines CDU-Mitgliedsausweises auf. Darüber klebt der Schriftzug: „Ein Toter zu viel, das war es mit der CDU“.
Verbitterung über Machtkämpfe statt mehr Impfstoff
„Da draußen sterben die Menschen und hier machen sie Hahnenkämpfe“, sagt er mit Blick auf das Duell Laschet vs. Söder. Und mit Blick auf das Auskungeln von Kandidaten, sagt er, für die Europawahl habe man gemeinsam als CDU Manfred Weber als Spitzenkandidaten gewählt, dann wurde plötzlich Ursula von der Leyen EU-Kommissionspräsidentin, die nie zur Wahl stand.
„Das ist eine Katastrophe, was sie dann angestellt hat bei der Impfstoffbeschaffung", sagt er. Immer wieder an seinen Vater erinnernd, den die Impfung vor dem Tod wohl bewahrt hätte.
[Mehr zum Thema: Machtkampf in der Union – Verbissen und verzweifelt (T+)].
Dann will May beim Pförtner drinnen im Adenauer-Haus seinen CDU-Ausweis mit der Nummer 5255-0-03842 abgeben. Aber der Pförtner schickt ihn wieder nach draußen: Den müsse er bitte schriftlich einschicken oder online kündigen, entgegnet man ihm.
Armin Laschet nimmt sich Zeit
Es spricht sicher für den Menschen Armin Laschet, dass er, als er von Mays Schicksal da draußen vor der Tür erfährt, sich persönlich knapp 20 Minuten Zeit nimmt, ihn reinbittet, um sich Mays Schicksal anzuhören, obwohl er gerade um seine politische Karriere kämpft.
Laschet bittet ihn, den Ausweis nicht zurückzugeben, sondern die Entscheidung nochmal zu überdenken – was May nun auch machen will. Laschet habe ihm erklärt, dass die Politik leider nicht alles löse könne und vor Ort auch falsche Entscheidungen getroffen werden können. Nach dem Gespräch sagt May: „Das hat mich schon beeindruckt, dass mir in so einer Lage der CDU-Chef zuhört", und zum CDU-Austritt meint er: Ich schlaf' da noch eine Nacht drüber.“
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