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Reklame für den bewussten Umgang mit Energie im Gare du Nord während der Klimakonferenz: "Den Zug nehmen ist gut. Die Fahrzeit nutzen, um unnütze Mails zu löschen, ist noch besser." Denn das Speichern von Mails in Rechenzentren verbraucht natürlich auch Energie.
© Susanne Ehlerding

UN-Klimagipfel: Energieeffizienz: Immer noch nicht sexy

Die Energieeffizienz bleibt ein Stiefkind der Energiewende. Das hat viele Gründe. Einer davon ist, dass Sparen einfach nicht sexy ist. So klagen Interessenvertreter immer wieder.

Vor einem Jahr jedenfalls zeichnete sich ab, dass die Bundesrepublik es bis 2020 nicht schaffen würde, das Ziel von 20 Prozent mehr Energieeffizienz gegenüber dem Basisjahr 2008 zu schaffen.

Das Ziel ist allerdings auch recht ehrgeizig: Es meint eine Reduktion des gesamten Primärenergieverbrauchs. Das ist die Energiemenge aller Endverbraucher, der beträchtliche Eigenverbrauch der Energieversorger für die Stromerzeugung und es sind die Netz- und Umwandlungsverluste. Um das Ziel doch noch zu erreichen, rief Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (Nape) ins Leben.

Der Plan soll nicht nur das Energiesparen fördern. „Es geht vielmehr um neue Geschäftsmodelle, um neue Ideen beim Einsparen von Energie und um neue Produkte, mit denen die deutsche Wirtschaft auf den Weltmärkten punkten kann“, schrieb das Wirtschaftsministerium damals.

Laut einer Umfrage der Deutsche Energie-Agentur wollen die Verbraucher im Haushalt Energie sparen. Jeder Dritte hat aber keine Vorstellungen, was er für seinen Strom bezahlt.
Laut einer Umfrage der Deutsche Energie-Agentur wollen die Verbraucher im Haushalt Energie sparen. Jeder Dritte hat aber keine Vorstellungen, was er für seinen Strom bezahlt.
© dena

Die Bilanz nach einem Jahr Nape fällt durchwachsen aus. Als Erfolg kann man – auch dank großzügiger Förderung – die Gründung von Energieeffizienznetzwerken zählen. Nach einem Vorbild aus der Schweiz schließen sich immer zehn bis 15 Mittelständler zu so einem Netzwerk zusammen und durchforsten ihren Betrieb mit dem standardisierten Verfahren der „Lernenden Energieeffizienz Netzwerke“ nach Einsparmöglichkeiten. Dabei lernen sie voneinander und werden von Energieberatern und Moderatoren unterstützt.

Vor knapp zwei Jahren waren die ersten 30 Pilotnetzwerke im Umweltministerium ausgezeichnet worden. Der Energieverbrauch der beteiligten Unternehmen war doppelt so schnell gesunken wie der von Mitbewerbern. Im Nape sind nun Fördermittel für 500 Netzwerke vorgesehen, die auch recht zügig abgerufen werden.

Fehlentwicklung im Verkehrssektor

Ganz anders sieht es im Verkehr aus. „Statt endlich auf einen Spritsparkurs umzusteuern, ist der Energieverbrauch im letzten Jahr sogar weiter angestiegen. Jetzt kommen die geschönten Verbrauchsangaben der Hersteller also auch in der Regierungsstatistik an“, ätzt Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik bei den Grünen.

Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) sieht den Verkehrssektor als einen der besonders schwierigen Bereiche in puncto Energieeffizienz. Die bisherigen Effizienzgewinne durch ein geringeres Gewicht der Fahrzeuge seien weitgehend ausgereizt. Sie ließen sich künftig nur fortsetzen, wenn die Größe der Fahrzeuge schrumpfen würde, schreiben die Autoren einer Studie über den Transport.

Eine ewige Baustelle bleibt auch der Gebäudesektor. „Insbesondere im Wärmemarkt liegt nach wie vor ein gewaltiges Potential zur Senkung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen brach“, sagt Hildegard Müller, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. Sie begrüßt die kürzlich beschlossene „Energieeffizienzstrategie Gebäude“, die Teil des Nape ist. Darin werde etwas umgesetzt, was ihr Verband schon lange gefordert habe: Die Einführung gebäudeindividueller Sanierungsfahrpläne.

Ein Steuerbonus scheiterte am Widerstand Bayerns

Etwas Ähnliches hatten IHK, BUND und Mieterverein bereits 2010 im Berliner Stufenmodell ausgearbeitet. Die Idee ist, dass Hausbesitzer einen Fahrplan an die Hand bekommen, mit dem sie ihre Immobilie schrittweise energetisch verbessern können. Die Vorteile: Auch mit geringem Budget kann nach und nach saniert werden, wobei das Gesamtkonzept ein sinnvolles Ineinandergreifen der Maßnahmen sicherstellt.

Die Energieeffizienzstrategie Gebäude lasse aber wichtige Fragen ungeklärt, sagte Müller. Das betreffe vor allem die Finanzierung. „Allen voran kritisieren wir weiter ausdrücklich die Blockadehaltung einzelner Bundesländer bei der Einführung einer steuerlichen Förderung der Gebäudesanierung von Wohnungseigentum.“

Das bezieht auf Bayern. Am Widerstand von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) war vor knapp einem Jahr der Steuerbonus für sanierungswillige Hausbesitzer gescheitert. Die Mindereinnahmen sollten durch ein Abschmelzen des Handwerkerbonus gegenfinanziert werden – diesem Kompromiss verweigerte sich Seehofer in letzter Minute.

Bei den jetzigen Rahmenbedingungen wird eine umfassende energetische Sanierung fast immer teurer sein als die Einsparungen. Für die Energieeffizienz bleibt noch viel zu tun.

Lesen Sie hier mehr zu den UN-Klimaverhandlungen.

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