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Begründet seinen Schritt nicht: Bundespräsident Joachim Gauck.
© dpa

Gaucks Nein zu den Winterspielen in Sotschi: „Eine wunderbare Geste“

Viele Beobachter werten Joachim Gaucks Absage an Sotschi als eine Reaktion auf Moskaus Politik. Und so erntet der Bundespräsident viel Lob für seine Entscheidung.

Joachim Gauck will nicht. Der Bundespräsident wird im Februar nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi reisen. Wer will, mag darin einen Boykott sehen, eine Geste des Protests gegen Putin-Russland. Das Land steht international wegen Menschenrechtsverletzungen und einem harschen Anti-Homosexuellen-Gesetz seit langem in der Kritik. Die Mitteilung des Bundespräsidialamts an die russische Regierung blieb nicht ohne Antwort: Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im russischen Parlament, Alexej Puschkow, missbilligte die Entscheidung. „Der deutsche Präsident Gauck kritisierte kein einziges Mal die Tötung von Kindern und Frauen in Pakistan und Afghanistan. Aber er verurteilt Russland so stark, dass er nicht einmal nach Sotschi reisen will“, twitterte der einflussreiche Außenpolitiker.

Ob Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Sportereignis besuchen wird, ist noch unklar. Es gebe derzeit keine Planungen zu einer möglichen Reise der Kanzlerin, sagte eine Regierungssprecherin am Sonntag. Diese Frage komme erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die Tagesordnung.

Der Menschenrechtsbeauftragte Markus Löning begrüßte Gaucks Entscheidung: „Die Absage von Bundespräsident Gauck ist eine wunderbare Geste der Unterstützung für alle russischen Bürger, die sich für Meinungsfreiheit, Demokratie und Bürgerrechte einsetzen“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung. „Die Winterspiele in Sotschi waren geplant als Zarenfestspiele.“ Diese Rechnung gehe jedoch nicht mehr auf, betonte der FDP-Politiker. „Die Weltöffentlichkeit lässt sich von solchen Inszenierungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Russland an anderer Stelle die Menschenrechte massiv verletzt.“

"Gaucks Abwesenheit in Sotschi ist ein wichtiges Signal zum richtigen Zeitpunkt"

Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt sagte: ,,Gaucks Abwesenheit in Sotschi ist ein wichtiges Signal zum richtigen Zeitpunkt: In Russland werden Menschenrechte allzu häufig mit Füßen getreten, die offizielle Homophobie ist unerträglich und für einen Olympiagastgeber absolut inakzeptabel. Die Bundesregierung muss ebenfalls Zeichen setzen und klare Worte für Präsidenten Putin und seine Regierung finden.“

Der bisherige Koordinator für die deutsch-russischen Beziehungen, Unionsfraktionsvize Andreas Schockenhoff (CDU), sagte: „Das ist eine persönliche Entscheidung von Bundespräsident Joachim Gauck, die Respekt verdient.“ Der stellvertretende Vorsitzende der deutsch-russischen Parlamentariergruppe, Lars Klingbeil (SPD) hielt dagegen, ein Besuch Gaucks hätte auch die Möglichkeit geboten, um Gespräche mit Reformkräften in Russland zu führen und ihren Anliegen in der politischen Debatte mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Mit einem Boykott der Spiele habe Gaucks Absage aber nichts zu tun, meinte DOSB-Generaldirektor

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zeigte sich über die Entscheidung nicht überrascht. „Ein Besuch des Bundespräsidenten in Sotschi selbst war unseres Wissens bislang nicht geplant“, hieß es in einer DOSB-Erklärung. Mit einem Boykott der Spiele habe Gaucks Absage aber nichts zu tun, meinte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. „Wer nicht hinfährt, der boykottiert nicht gleich etwas. Es ist mit Sicherheit nicht gegen die deutsche Mannschaft gerichtet.“

Bereits im August hatte Barack Obama klargemacht, was er von Boykott-Erwägungen hält. Der US-Präsident sagte, er halte das nicht für angemessen, er würde es lieber sehen, dass die US-Sportler mit Medaillengewinnen kontern. „Wir haben viele Amerikaner, die hart trainieren, die alles tun, um Erfolg zu haben“, sagte Obama. „Ich würde mich freuen, wenn einige schwule und lesbische Athleten Gold nach Hause brächten.“ Falls für Russland keine Schwule oder Lesben bei den Spielen antreten würden, würde dies das russische Team wahrscheinlich schlechter machen.

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