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Darth Mykolaiovych Vader im ukrainischen Odessa. Die Filmfigur wurde von einem lokalen Aktivisten ausgesucht, um den Politikbetrieb vorzuführen. Das Star-Wars-Universum greift in die reale Welt ein.
© Reuters

Star Wars: Eine Welt so niederträchtig und schön wie unsere

Star Wars spielt in einer Welt, die komplex ist wie unsere - und die wir trotzdem verstehen. Dem Epos kann niemand entkommen. Und sollte es auch nicht.

Wenn der Mensch über den Weltraum nachdenkt, dann in Eroberungen. Forschungssonden werden zu weit entlegenen Planeten geschickt oder landen auf Asteroiden, und zwar weil uns die Dinge da draußen ein Rätsel sind.

Star Wars“ erzählt eine andere Geschichte. In ihr ist das All kein Objekt der Entdeckerbegierde, sondern ein von unterschiedlichen Wesen bevölkerter Kosmos. Es gibt Handelszonen und Piraten, einen Hohen Rat sowie Königreiche. Das All hat sich politisch organisiert. Und wenn an einem Ende dieses Weltenraums etwas Schreckliches geschieht, dann wandert die Nachricht wie eine seismische Schockwelle durch das Universum. Ist das nicht ein perfektes Bild für die globalisierte Welt, in der alles mit allem zusammenhängt?

Mit Weltflucht jedenfalls hat der anhaltende Erfolg von George Lucas’ Science-Fiction-Epos „Star Wars“ nichts zu tun. Er erklärt sich auch nicht aus dem gigantischen Werbeaufwand, der sich bei jedem neuen Film in Merchandising-Artikeln wie Leuchtschwertern und Darth-Vader-Masken niederschlägt. „Stars Wars“ ist eine Marke, die zum Mythos geworden ist.

Der Trailer von „Das Erwachen der Macht“, des ersten Teils der neuen Trilogie, wurde innerhalb von 24 Stunden 128 Millionen Mal angeklickt. Nächste Woche läuft der Film an, man kann ihm nicht entgehen. Es wäre auch unsinnig, es zu wollen, denn der Universalismus des Stoffs enthält ein Versprechen: Uns wird eine Welt gezeigt, die so komplex ist wie unsere, so niederträchtig und so schön, und im Kino verstehen wir sie. Endlich.

Zurück, zurück in die Kindheit!

Als die legendäre New Yorker Filmkritikerin Pauline Kael 1977 den ersten Teil der Weltraumsaga sah, meinte sie, „nun ist es Zeit, in die Kindheit zurückzukehren“. Von Beginn an wandte sich Lucas an alle Menschen, indem er archetypische Muster der Zivilisationsgeschichte und die Theorie der Heldenreise des US-Mythologen Joseph Campbell aufgriff. Der einfachste Trick war der, Gut und Böse deutlich voneinander zu unterscheiden. So trugen die Guten die weiten wallenden Gewänder von weisen Männern, die Bösen waren wie SS-Truppen uniformiert. Darüber hinaus lebte „Star Wars“ von dem Wunsch der talentierten Wunderknaben Anakin und Luke Skywalker, mehr in der Welt zu gelten, als ihnen vergönnt zu sein schien – was zweifellos auch George Lucas’ eigenes Dilemma war. Wie in der antiken Ödipus-Tragödie kommt es zum Kräftemessen mit einem übermächtigen Vater oder einer Vaterfigur, die aus dem Weg zu räumen auch den Helden selbst beschädigt.

Soweit vorab zu erfahren ist, soll diesmal eine junge Frau namens Rey im Mittelpunkt der Handlung stehen und die Dynastie der Himmelsreiter Anakin und Luke beerben. Das ist eine zeitgemäße Anpassung an das Familienpublikum, das auch schöne Töchter hat. Auf die Star-Wars-Formel hat es wenig Einfluss. Die speist sich wie die Coca-Cola-Formel stets aus denselben Zutaten. Etwa der, dass Rey eine Tüftlerin ist wie ihre Vorgänger und aus ausrangiertem Weltraummüll neue Maschinen zusammenbaut. Wegen solcher symbolischen Botschaften und der Anhänglichkeit, die vertrauten Dingen gilt, werden wir zwar lächerlich finden, wie viel Aufhebens um einen Film gemacht wird, der in den Sternen spielt. Doch der kindische Impuls ist stärker, den Schrott der Vergangenheit in etwas Neues verwandelt zu sehen.

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