Politik im Lockdwon: Eine Verschwörung namens Inkompetenz
Unsere Regierung ist schlecht im Erklären ihrer Politik und unwillig, Fehler einzugestehen. Ein Kommentar.
Am Wochenende beim Nordic Walking. An zwei Männern vorbeigelaufen, beide deutlich jünger als der Freizeitsportler. Mitte dreißig der eine, gegen 50 der andere. Ihr Thema: Corona. Dass so viele alte Menschen in den Pflegeheimen starben, das hat die Rentenversicherung so hingefingert, erfahre ich en passant. Sei eine gute Gelegenheit gewesen, die Staatskasse von jahrzehntelangen Zahlungen an immer älter werdende Ruheständler zu entlasten.
Ach ja, und dies: Dass „von der Merkel“ immer neue und immer niedrigere Inzidenzen ins Gespräch gebracht werden, geschieht auf Forderung von Google und Amazon, erfahre ich noch. Die Onlinehändler und all die Zustelldienste von Hermes über DHL profitierten vom Niedergang des stationären Handels. Die Amis, in deren Händen ja das ganze Geschäfte liege, würden sich vor Begeisterung auf die Schenkel klatschen.
Faszinierend an dieser für mich neuen Variante der Verschwörungstheorien war ihre Mischung aus Raffinesse, Hinterhältigkeit und Bestechlichkeit. Diese Bundesrepublik war im Weltbild der zwei verführbar und korrupt, frei von jeder Moral, bar aller nationalen Gefühle, und dabei absolut perfekt. Denn alles, was sich Merkel und ihre Hintermänner da ausgedacht hatten, klappte ja. Nichts wurde dem Zufall überlassen – es war wie ein Schachspiel, bei dem am Ende immer der Bürger matt gesetzt wird.
In einem Staat Orwellscher Prägung könnte das alles genau so geschehen oder geschehen sein. Aber in Deutschland steckt hinter fragwürdigen Entscheidungen in der Regel keine Heimtücke, sondern mangelnder Durchblick, fehlendes Engagement und die Unfähigkeit, unbequeme Entscheidungen zu fällen und zu begründen. Oder mal zuzugeben, dass eine Maßnahme falsch gewesen ist.
Unvorbereitete Pfleger in den Heimen
Tatsächlich ist es ein Skandal, wie viele alte Menschen in Pflegeheimen gestorben sind, weil schlecht ausgebildete und wenig vorbereitete Hilfskräfte von einem Heim zum anderen zur Arbeit gingen, ohne dass sie auf Covid-19 getestet wurden.
Sie, und nicht etwa verzweifelte Angehörige, die sich von ihren sterbenden Lieben nicht verabschieden durften, waren die wesentlichen Verbreiter der Infektion. Auf die Gesundheitsämter hörte aber niemand rechtzeitig. Und die geschlossenen Läden?
Natürlich hätte eine Regierung erklären müssen, warum man sich in einem Supermarkt weniger anstecken könnte als in einem Textil- oder Schuhladen. Den Unterschied gibt es nämlich nicht. Aber Essen kaufen, das müssen die Menschen. Nur: Sagen hätte man das eben müssen. Und Google und Amazon protegieren, und stattdessen Karstadt, C & A, KaDeWe und all den vielen kleinen Einzelhändlern die Eingangstore schließen?
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Warum sollte eine Regierung ausgerechnet jenen Unternehmen freien Lauf lassen, die kaum Steuern zahlen, hingegen eine Branche lahmlegen, von der Hunderttausende Arbeitsplätze, Steuereinnahmen in Milliardenhöhe und die Infrastruktur unserer Städte abhängen?
Nein, dieser Staat ist kein Leviathan, er ist vor allem ein miserabler Erklärer, und einer, der Fehler nur ungern zugibt. Das ist schlimm genug. Nächstes Wochenende gehe ich wieder laufen, gleiche Strecke. Vielleicht treffe ich die beiden Männer wieder. Dass sie den Tagesspiegel lesen, glaube ich nicht. Falls doch: Ich halte Sie auf dem Laufenden.
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