Reaktionen auf den Tod von Ruth Bader Ginsburg: „Eine Stimme für Freiheit, ein Leuchtfeuer des Rechts“
Ruth Bader Ginsburg war die älteste Richterin am Supreme Court der USA und ein Idol der Liberalen. Ihr Tod löst Trauer und Bestürzung aus.
Die einflussreiche US-Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg ist am Freitag im Alter von 87 Jahren an Krebs gestorben. Sie war 1993 vom damaligen US-Präsidenten Bill Clinton zur Richterin am Supreme Court ernannt worden und war unter anderem wegen ihres Einsatzes für Frauenrechte im linksliberalen Spektrum der USA äußerst beliebt.
Die Nachricht vom Tode Ginsburgs löste große Trauer und Bestürzung aus. Vor dem Gebäude des Supreme Courts versammelten sich schnell viele Hundert Menschen, um das Leben und Wirken der angesehen Verfassungsrichterin zu würdigen.
Die Flaggen am Gerichtsgebäude und auch am Weißen Haus wurden auf halbmast gesetzt.
US-Präsident Donald Trump erfuhr auf einer Wahlkampftour im US-Bundesstaat Minnesota von Journalisten von Tode Ginsburgs. „Sie ist gestorben?“, fragte er. „Das wusste ich nicht. Sie hat ein unglaubliches Leben geführt. Was soll man sonst dazu sagen?“
In einer später veröffentlichen Stellungnahme würdigte Trump Ginsburg als „Titanin des Rechts“. Sie habe bewiesen, dass man „anderer Meinung sein kann, ohne unangenehm zu sein“. Ihre Ansichten seien eine Inspiration für alle Amerikaner gewesen.
Joe Biden, Trumps demokratischer Herausforderer bei der Wahl am 3. November, sagte, Ginsburg habe als Richterin die höchsten amerikanischen Ideale verkörpert. „Sie war eine Stimme für Freiheit“ und habe unnachgiebig für Bürgerrechte gekämpft, sagte Biden.
„Sie war eine amerikanische Heldin“, schrieb Biden später noch bei Twitter. „Ruth Bader Ginsburg vertrat uns alle. Sie kämpfte für uns alle.“
Der frühere US-Präsident Bill Clinton, der Ginsburg 1993 an das Oberste Gericht berufen hatte, würdigte sie als „eine der außergewöhnlichsten Richterinnen, die jemals am Supreme Court gedient haben“. Ihr Leben und ihre Entscheidungen hätten Amerika näher an eine perfektere Gemeinschaft gebracht.
„Sie war eine großartige Richterin und eine wundervolle Person - eine brillante Juristin mit einem einfühlsamen Herzen, gesundem Menschenverstand, einer leidenschaftlichen Hingabe für Fairness und Gleichheit sowie einer grenzenlosen Tapferkeit im Angesicht ihrer eigenen Widrigkeiten“, schrieb Clinton.
Ex-Präsident Barack Obama würdigte Ginsburg als „eine Kriegerin für die Gleichberechtigung der Geschlechter“. Sie habe daran geglaubt, dass Gleichheit vor dem Gesetz für jeden Amerikaner gelten müsse.
Der ehemalige Präsident George W. Bush sagte, Ginsburg habe „viele ihrer 87 Jahre dem Streben nach Gerechtigkeit und Gleichheit gewidmet - und sie hat mehr als eine Generation von Frauen und Mädchen inspiriert.“
Ex-Präsident Jimmy Carter würdigte die Verstorbene als eine „kraftvolle juristische Denkerin und entschlossene Verfechterin der Gleichheit der Geschlechter“ und „ein Leuchtfeuer des Rechts.“
Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhaus und demokratische Widersacherin von Präsident Trump, schrieb, Ginsburg habe „Gerechtigkeit, Brilliant und Güte“ verkörpert. Ihr Tod sei „ein unermesslicher Verlust für unsere Demokratie und für alle, die sich aufopfern und einsetzen, damit unsere Kinder eine bessere Zukunft haben.
Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, sagte, Ginsburgs Intelligenz und Entschlossenheit hätten ihr „Respekt und Bewunderung in der Justizwelt, und wahrlich in der gesamten Nation“ eingebracht.
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Ginsburg wurde von vielen wie ein Popstar verehrt - in Anlehnung an den US-Rapper The Notorious BIG bekam sie den Spitznamen „Notorious RBG“ verpasst. Während der Corona-Pandemie machten Fotos eines Plakats in Washington die Runde in den sozialen Netzwerken: „RBG arbeitet weniger als 5 Meilen von hier entfernt“, war darauf zu lesen. „Wenn Du keine Maske trägst, um Deine Freunde und Familie zu schützen, tu es, um RBG zu schützen.“
Berüchtigt waren ihre scharf formulierten Minderheitsmeinungen bei Gericht, für die Ginsburg vor allem von vielen Nicht-Juristen gefeiert wurde. Auch ein Slogan setzte sich im Zusammenhang mit ihr durch: „You can't spell the truth without Ruth“ - das englische Wort für Wahrheit lasse sich nicht ohne Ruth buchstabieren. (mit Agenturen)