Geberkonferenz in Kiew: Eine halbe Milliarde Euro Solidarität mit Tschernobyl
Eine Geberkonferenz in Kiew gibt weniger als nötig für den Neubau einer Schutzhülle über dem explodierten Atomkraftwerk. Experten schätzen die Gesamtsumme der notwendigen Sicherheitsinvestitionen auf 1,755 Milliarden Euro.
Präsident Viktor Janukowitsch hat allen Grund für sein aufgeräumtes Lächeln. „Das Resultat von 550 Millionen Euro für den Bau eines neuen Sarkophags in Tschernobyl ist soeben zusammengekommen“, freute sich Janukowitsch am Dienstag in Kiew. 29 Millionen Euro werde sein Land selbst beisteuern, verkündete er auf ukrainisch zum Abschluss einer internationalen Geberkonferenz. Er hoffe, dass bald noch mehr Geld zusammenkommen werde, sagte er und zählte eine Reihe von Staaten auf, die noch über ihre Spendensumme nachdenken wollten. Sowohl der französische Ministerpräsident Francois Fillon wie EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso lobten die gemeinsame Kraftanstrengung der internationalen Gemeinschaft.
Die Ukraine gedenkt am Ostermontag des 25. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Experten schätzen die Gesamtsumme der notwendigen Sicherheitsinvestitionen auf 1,755 Milliarden Euro. Davon fehlten vor der Geberkonferenz noch 740 Millionen Euro, sagte der ukrainische Katastrophenminister Viktor Bologa tags zuvor im inzwischen stillgelegten Atomkraftwerkskomplex Tschernobyl. „Der alte Sarkophag ist nicht mehr dicht“, warnte er im roten Saal des Kraftwerks. Zusammen mit der internationalen Gemeinschaft solle in den kommenden vier Jahren eine neue Schutzhülle über den 1986 explodierten Reaktorblock vier und den damit verbundenen Reaktorblock drei geschoben werden. Dazu kommen Ausgaben für ein zentrales Zwischenlager für die Brennelemente aus den Reaktorblöcken eins bis drei. Der letzte Reaktor war erst im Jahr 2000 vom Netz genommen wurden.
Der Chef der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Thomas Mirow, gab sich in Kiew optimistisch, dass die fehlenden 190 Millionen Euro bald eingeworben sein werden. Der sogenannte Tschernobyl-Schelter-Fonds wird von der EBRD verwaltet. Die Bank selbst versprach weitere 120 Millionen Euro und deutete an, weitere Mittel aus ihrem Reingewinn beisteuern zu wollen. „Im Jahr2015 sollen sich alle Ukrainer sicher fühlen können“, sagte Mirow.
Neben der Europäischen Kommission mit 110 Millionen Euro haben sich in Kiew vor allem die USA (87 Millionen Euro), Frankreich (47 Millionen Euro), Russland (45 Millionen Euro) und Deutschland (bis zu 42,4 Millionen Euro) als Geber hervorgetan.
Nach Angaben des EBRD-Sprechers Axel Reiserer kann mit dem Bau des neuen Sarkophags frühestens Anfang 2012 begonnen werden. Vorarbeiten haben aber begonnen. Ein paar hundert Meter vom alten Sarkophag entfernt ist ein Feld von radioaktiven Trümmern freigeräumt worden. Erste Haltepfosten für den 110 Meter hohen neuen Sarkophag sind bereits in die Erde gerammt, sagt Reiserer. Der seit Jahren geplante Bau einer neuen Schutzhülle, die zumindest 100 Jahre halten soll, wird seit 1997 geplant. Der konkrete Entwurf liegt seit 2001 vor. „Wir sind uns bewusst, dass wir uns in der Ukraine in einem korruptionsanfälligen Umfeld bewegen“, sagte Reiserer dem Tagesspiegel, „deshalb zahlen wir keine Gelder direkt an das Empfängerland, sondern nur an die auftragnehmenden Firmen“.
Das ist allerdings auch keine Garantie, dass das Projekt vorankommt. Das zeigt der Fall des erwähnten Zwischenlagers. Derzeit liegen die Brennelemente aus den drei Nachbarkraftwerken zum Teil noch in den Brennelementebecken in den Reaktorgebäuden und in einem Nass-Zwischenlager, das aus den 70er Jahren stammt. Der französische Atomkonzern Framatome hatte den Auftrag bekommen, ein neues Trockenzwischenlager zu bauen. Tatsächlich stehen auch schon Betonkonstruktionen dafür auf dem Gelände des Atomkomplexes. Allerdings habe Framatome „etwas großzügigere Vorstellungen über die Sicherheit“ gehabt als die Auftraggeber, sagte Reiserer. Daher sei der Vertrag gelöst worden. Seit Oktober soll nun eine amerikanische Firma das angefangene Zwischenlager zu Ende bauen.
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