Gregor Gysis 65. Geburtstag: Eine Feier mit Prominenten und manchen Genossen
Seit 1990 ist Gregor Gysi, mit einer kurzen Unterbrechung, Mitglied des Bundestages. Am Mittwoch gab die Linksfraktion ihm zu Ehren dort einen Geburtstagsempfang. Viele Prominente waren dabei, nur die Sozialdemokraten fehlten fast ganz.
Gregor Gysi erinnert sich noch mit Grauen an seine ersten Jahre im Bonner Bundestag. „Furchtbar“ sei der Umgang mit der PDS damals, Anfang der 90er Jahre, im Plenum gewesen, berichtete der Linken-Politiker für ein Gesprächsbändchen, das pünktlich zu seinem 65. Geburtstag erschienen ist. „Die anderen Parteien verhielten sich unqualifiziert und aggressiv uns gegenüber“, meint Gysi.
Die Atmosphäre habe sich seit 1990 bis heute „sehr grundlegend verändert“, sagt der Fraktionschef am Mittwochnachmittag bei seinem Geburtstagsempfang im Reichstagsgebäude. Die Schar der Gäste kann als Beleg dafür gelten. Prominente wie Claudia Pechstein, Henry Hübchen und Roger Willemsen sind gekommen, seine Kinder Anna, George und Daniel, auch Verdi-Chef Frank Bsirske und der erste Deutsche im All, Sigmund Jähn. Die Hälfte der FDP-Spitze ist da, Rainer Brüderle und Guido Westerwelle. Die CDU wird vertreten durch Bundestagspräsident Norbert Lammert und den letzten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière.
Die Plenarsitzung an seinem Ehrentag hat Gysi geschwänzt. Die SPD dokumentiert nicht, dass sich das Verhältnis zur Linken entspannt hat. Parteichef Sigmar Gabriel ist der Einladung nicht gefolgt. Dafür hat er erst kurz zuvor Rot-Rot im Bund mit dem Argument abgelehnt, die Linkspartei sei eine in sich gespaltene Partei, mit der man "die größte Volkswirtschaft Europas nicht gemeinsam" führen könne. Die prominentesten Sozialdemokraten in der Gratulantenschlange bei Gysi sind dann Schatzmeisterin Barbara Hendricks, der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann und die Parteiüberläuferin Andrea Marquardt.
Die Linke zeigt sich in Euphorie über ihren „schlitzohrigen“ Vormann. Er sei, lobt der Parteivorsitzende Bernd Riexinger, „einer der wenigen Menschen, mit dem man interessante Gespräche führen kann, ohne selbst viel sagen zu müssen“. Viele Genossen, die mit Gysi manche Scharmützel hatten, gratulieren – wie Dietmar Bartsch, André Brie, Lothar Bisky und Hans Modrow. Die zwei neben Gysi wohl wichtigsten Linkspartei-Politiker aber fehlen ebenfalls: Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht. Der Wahlkampfeinsatz in Niedersachsen ist ihnen offenbar wichtiger.