Bundespräsidentenwahl in Österreich: Ein Grüner für die Wiener Hofburg
Am Sonntag wählt Österreich einen Bundespräsidenten. Sechs Kandidaten stehen zur Wahl, davon einer als Juxkandidat.
Selten war eine Wahl zum Bundespräsidenten so spannend wie die am Sonntag. So war der Kampf um das überwiegend repräsentative Amt des Staatsoberhaupts bisher immer auch einer zwischen den Großparteien SPÖ und ÖVP, am erbittertsten 1986 in der Waldheim-Wahl. Diesmal aber ist alles anders: Fünf ernsthafte Kandidaten treten an, dazu der vom Opernball über Wien hinaus bekannte Einkaufscenterbetreiber Richard Lugner als Juxkandidat.
Größte Überraschung ist laut allen Umfragen bisher die echte Außenseiterin nach Lugner: Irmgard Griss (69). Die einstige Richterin am Obersten Gerichtshof wird ohne Geld und Organisation von der kleinen liberalen Oppositionspartei „Neos“ unterstützt. Griss wirbt mit ihrer völligen Parteiunabhängigkeit. In einem Klima, in dem große Teile der Bevölkerung mit der Politik unzufriedener sind denn je, ist das ein starkes Argument.
Nachteil ihrer Unabhängigkeit ist das Fehlen jeder politischen Erfahrung, was durchaus den Eindruck politischer Naivität erzeugt. Etwa bei ihrer Einschätzung, dass die Nazis in Österreich „anfangs gar nicht so negativ waren“. Wäre das vom freiheitlichen Kandidaten gekommen, wäre ein internationaler Proteststurm sicher gewesen. Bei Griss hatte das keine Folgen, sie liegt in Umfragen an dritter Stelle.
Ein Grüner führt in den Umfragen
An der zweiten liegt derzeit Norbert Hofer (45), der Kandidat der FPÖ. Hofer kommt aus dem Zentrum der rechtspopulistischen Partei. Die Auftritte des weitaus jüngsten und neben Griss lange unbekanntesten Kandidaten gelten als überraschend gelungen. Er versucht den Eindruck zu vermeiden, er sei ein verdeckter Rechtsradikaler, der FPÖ-Chef Heinz Christian Strache den Weg ins Kanzleramt ebnen solle. Doch Hofer gibt sich, anders als Teile seiner Partei, nicht EU-feindlich.
Führend in den Umfragen ist aber, und das ist die bisher größte Überraschung, Alexander van der Bellen. Der 72-Jährige war mit 16 Jahren Dauer der längste Parteichef der Grünen. Die Auftritte des betont Kapitalismus-skeptischen Ex-Professors für Volkswirtschaft sind sein stärkstes Argument: So lässig und scheinbar distanziert zur ganzen Politik wirkt kein anderer.
Viele Wähler sind der aktuellen Koalition überdrüssig. Deren Parteien haben noch dazu zwei Uraltfunktionäre aufgestellt. Die SPÖ den bisherigen Sozialminister Rudolf Hundstorfer (65). Mehr Funktionärsimage ist kaum möglich, er liegt in den Umfragen bei 15 Prozent. Noch schlechter liegt mit etwa elf Prozent nur sein ÖVP-Konkurrent Andreas Khol. So wird das Staatsoberhaupt wohl erstmals nicht von einer der beiden Altparteien gestellt werden.
Am Sonntag findet der erste Wahlgang statt. Erste Hochrechnungen werden für 17 Uhr erwartet. Sollte keiner der Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen erhalten, gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden stärksten Kandidaten vom ersten Wahlgang statt. Der Termin für eine mögliche Stichwahl ist der 22. Mai.
Reinhard Frauscher
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