Trumps bizarres Fox-Interview: Ein Flugzeug voller Gangster und „dunkle Mächte“, die Biden steuern
Der US-Wahlkampf zwischen Trump und Biden gewinnt verbal weiter an Schärfe. Jetzt sorgt vor allem Trump mit Verschwörungen in einem Fox-Interview für Aufsehen.
Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA spitzt sich zu. Sowohl Präsident Donald Trump als auch Joe Biden griffen am Montag zu verbalem Zündstoff in bislang so nicht bekanntem Ausmaß. Für Aufsehen sorgte vor allem das 40-minütige Interview Trumps auf Fox News, indem er mit verschwörerischen Aussagen für Aufsehen sorgte.
Der Republikaner Trump warf seinem demokratischen Herausforderer Biden vor, „wie eine Puppe“ von „dunklen Mächten“ kontrolliert zu werden. Nachdem Reporterin Laura Ingraham einen Ausschnitt von Bidens öffentlicher Äußerung eingespielt hatte, in der dieser Trumps „Law and Order“-Politik als Zeichen seiner Schwäche bezeichnet hatte, legte der US-Präsident sogar noch nach.
Biden sei „ein schwacher Mensch, er war sein ganzes Leben lang schwach“, sagte Trump. „Er sollte nicht für das Amt des Präsidenten kandidieren.“
Anschließend nahm Trump richtig Fahrt auf. Biden und die Protestbewegung würden von Menschen manipuliert, die im Verborgenen agierten. „Das klingt sehr nach einer Verschwörungstheorie“, sagte Interviewerin Ingraham und fragte, was er damit meine. Trump antwortete: „Leute, von denen man noch nie gehört hat. Leute in einer dunklen Schattenwelt. Leute, die die Straßen kontrollieren.“
Zahlreiche „Gangster“ sollen zum Parteitag geflogen sein
Er betonte, dass „Black Lives Matter“ eine „marxistische Organisation“ sei. Das Geld für die Proteste kommt nach Trumps Darstellung „von einigen sehr dummen reichen Leuten“. Diese hätten keine Ahnung, dass sie „vor die Hunde gehen würden, wie niemand zuvor“, falls ihr Vorhaben erfolgreich sein würde – was nach Trumps Ansicht natürlich nicht passieren wird.
Diese Leute hätten vergangene Woche auch eine Demonstration vor dem Weißen Haus zum Ende des Republikaner-Parteitags finanziert. Ein Teilnehmer seiner Partei habe ihm erzählt, dass in dem Flugzeug, in dem er angereist sei, zahlreiche Gangster in dunklen Uniformen nach Washington zum Parteitag unterwegs gewesen seien.
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„Das waren viele Leute im Flugzeug, die großen Schaden anrichten wollten“, so Trump zu Ingraham. Auf die Frage, wer ihm das erzählt habe, antwortete Trump: „Das erzähle ich ein anderes Mal, es wird noch untersucht.“
Biden hatte sich bereits zuvor deutlich gegen Gewalt ausgesprochen: „Unruhen sind kein Protest, Plünderungen sind kein Protest und Brände legen, ist kein Protest“, so der 77-Jährige. „Es ist Gesetzlosigkeit, schlicht und einfach. Und jene, die es tun, sollten strafrechtlich verfolgt werden.“ Damit spielte er indirekt auch auf Trump an, dem er schon seit Wochen Unfähigkeit und Scheitern in der Corona-Krise und bei der Gewalt in amerikanischen Städten vorwirft.
Trump bezichtigt Biden im Gegenzug, eine Marionette der radikalen Linken zu sein. Im Fox-Interview sagte er außerdem noch, dass er selbst die einzige Person sei, die die Lage in den US-amerikanischen Städten kontrollieren könne. Glaubhaft machen wollte er es mit einem Beispiel: Immer, wenn er in den sozialen Medien „Law and Order“ postete, gäbe es positive Reaktionen.
Vor wenigen Wochen hatte Trump bereits in einem HBO-Interview mit kruden Aussagen für Aufsehen gesorgt. Damals hatte Reporter Jonathan Swan seine Informationen zur Corona-Situation angezweifelt – sodass Trump mehrere Zettel hervorholte, um ihm den Sachverhalt aus seiner Sicht besser erklären zu können. (mit dpa)