Bericht von Amnesty International: Dschihadisten kämpfen auch mit Sturmgewehren aus Deutschland
Wie viele andere Staaten hat auch Deutschland jahrelang Waffen in den Irak geliefert - viele von ihnen gelangten in die Hände des IS, der sie in seinem mörderischen Feldzug einsetzt.
Jahrzehntelange Waffenlieferungen aus vielen Ländern der Welt in den Irak haben die Ausbreitung der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) laut Menschenrechtsaktivisten erst möglich gemacht. Die von den Extremisten genutzten "zahlreichen und verschiedenartigen Waffen" seien "ein Lehrbeispiel dafür, wie rücksichtsloser Waffenhandel Gräueltaten im großen Stil befördert", erklärte Amnesty International am Dienstag. IS-Kämpfer nutzen demnach auch G36-Sturmgewehre aus Deutschland.
Amnesty legte einen Bericht zu Waffenlieferungen und die Verwendung solcher Waffen durch den IS vor. Wegen fehlender Regulierung und Überwachung der Bestände im Irak habe der IS einen "beispiellosen Zugang zu Waffen" gehabt, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Zudem hätten sich die Dschihadisten Waffen durch illegalen Handel beschafft oder nach gewonnenen Kämpfen beziehungsweise von Deserteuren erhalten.
Dem Bericht zufolge nutzte der IS große Mengen von Waffen aus zahlreichen Ländern, vor allem aber aus US-Produktion, die ihm bei der Eroberung der Stadt Mossul im Juni 2014 in die Hände fielen, zur Eroberung weiterer Gebiete des Landes. Zudem wurden mit den Waffen Gräueltaten an Zivilisten begangen. Auch bei der Eroberung von Armee- und Polizeistützpunkten in Falludscha, Tikrit und Ramadi habe die IS-Miliz viele Waffen erbeutet.
Nach Angaben von Amnesty kämpfen die Dschihadisten in Syrien und im Irak mit Waffen aus mindestens 25 verschiedenen Staaten, darunter alle fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats. Sturmgewehre etwa seien aus Belgien, China, Deutschland und den USA im Einsatz. Als Konsequenz aus der Entwicklung forderte die Organisation unter anderem schärfere Kontrollen von Waffen im Irak.
Die Waffenbestände der irakischen Armee waren während des iranisch-irakischen Krieges von 1980 bis 1988 immens angewachsen. Auch nach der US-Invasion von 2003 und noch einmal nach dem US-Rückzug von 2011 waren viele Waffen in das Land gelangt. Patrick Wilcken von Amnesty hob hervor, diese Waffen hätten im Irak und in den angrenzenden Ländern das Leben von Millionen Menschen zerstört und seien "eine permanente Bedrohung".
Amnesty rief zu einem völligen Waffenembargo gegen die syrischen Regierungstruppen und eine Verweigerung beziehungsweise strenge Kontrolle von Waffenlieferungen in den Irak auf. Nach Schätzungen der US-Armee vom September 2003 gab es im Irak damals 650.000 Tonnen Munition in Lagern, die nicht gesichert waren. (AFP)
Den Bericht von Amnesty International in englischer Sprache finden Sie hier.