Auf einer Linie mit Wladimir Putin: Donald Trump zeigt Verständnis für Krim-Annexion
Der nächste Skandal: Donald Trump äußert Verständnis für die russische Annexion der Krim. Gegner werten das als erneutes Zeichen der Ahnungslosigkeit.
Dass Donald Trump gegen politische Dogmen in der Innen- und Außenpolitik verstößt, gehört zum Kern seiner ebenso ungewöhnlichen wie erfolgreichen Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner. Doch allmählich fällt der 70-jährige Milliardär immer häufiger mit Widersprüchen, Halbwahrheiten und rhetorischen Schüssen aus der Hüfte auf, die Zweifel an seiner Eignung für das Präsidentenamt verstärken. Jüngstes Beispiel ist Trumps Andeutung, dass er im Falle eines Wahlerfolges die – vom Westen als illegal betrachtete – Annexion der Krim durch Russland anerkennen würde.
Es ist nicht das erste Mal, dass Trump einen Grundsatz der amerikanischen Außenpolitik zur Disposition stellt. Seit Monaten erklärt er öffentlich, dass er als Präsident das kollektive Beistandsversprechen aller Nato-Partner aufkündigen und nur jenen Verbündeten helfen würde, die aus seiner Sicht genug Geld in die Kasse der Allianz einzahlen. Das wäre das Ende der Nato. Trump verkauft solche Gedankenspiele als Beispiel für den frischen Wind, den er als Macher aus der Wirtschaft nach Washington bringen würde. Was er an die Stelle der Nato setzen würde, sagt er nicht.
Mit seiner Äußerung zu Russland und der Krim in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC am Wochenende ging er noch einen Schritt weiter, weil er sich das Argument des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu eigen machte: Nach dem, was er gehört habe, wollten die Menschen auf der Krim lieber zu Russland gehören als zur Ukraine. Bessere Beziehungen zu Russland wären „eine sehr gute Sache“ und könnten die Zusammenarbeit im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ verbessern. Laut Presseberichten hatten Gefolgsleute Trumps beim kürzlichen Parteitag der Republikaner durchgesetzt, dass eine Forderung nach Waffenlieferungen an die Ukraine im Kampf gegen prorussische Truppen aus dem Wahlprogramm der Partei gestrichen wurde.
Schadet das seiner Glaubwürdigkeit?
Eine Anerkennung der Annexion durch die USA würde das Ende der amerikanischen Sanktionen gegen Russland nach sich ziehen. Für einige Beobachter hat das Ganze ein Geschmäckle. Trumps Wahlkampfchef Paul Manafort arbeitete in der Vergangenheit als Lobbyist für den ukrainischen Ex-Präsidenten und Putin- Anhänger Viktor Janukowitsch. Schon vergangene Woche hatte Trump mit einer Russland-Äußerung für Furore gesorgt: Er bat die Regierung in Moskau, der Cyberangriffe auf das Lager der demokratischen Trump-Kontrahentin Hillary Clinton vorgeworfen werden, mehrere zehntausend verschwundene E- Mails aus der Zeit Clintons als Außenministerin aufzutreiben. Als ihm darauf vorgehalten wurde, den traditionellen amerikanischen Rivalen Russland als Wahlkampfhelfer einspannen zu wollen, sagte Trump, er habe seine Bemerkung lediglich „sarkastisch“ gemeint. Auch nach seinen neuen Äußerungen erklärte Trump über Twitter, er sei falsch verstanden worden.
Dass die Episode trotzdem Trumps Glaubwürdigkeit schaden könnte, glauben selbst einige seiner Anhänger. Noch genießt er viel Unterstützung bei konservativen Weißen und liegt im Schnitt der Umfragen mit einer Zustimmungsrate von etwa 43 Prozent nur zwei Prozentpunkte hinter Clinton. Doch seine Russland-Sätze fielen in demselben Interview, in dem er sich äußerst abfällig über die Familie eines im Irakkrieg gefallenen muslimischen US-Soldaten äußerte.
Seit Tagen liefert sich Trump eine öffentliche Auseinandersetzung mit der aus Pakistan stammenden Familie Khan. Das hat dem republikanischen Kandidaten auch innerhalb der republikanischen Partei den Vorwurf eingebracht, mangelnden Respekt für Menschen an den Tag zu legen, die ein Familienmitglied für das Land geopfert haben. Das ist politisch gefährlich für Trump: Der Eindruck, dass er in Fragen der nationalen Sicherheit ins Schwimmen gerät, mit Russland mauschelt und amerikanische Kriegsopfer verhöhnt, könnte ihn wertvolle Stimmen in potenziell wahlentscheidenden Bundesstaaten kosten.