US-Präsidentschaftsrennen: Donald Trump kann auch seriös
Nach einem souveränen Vorwahlsieg in New York gibt sich der Favorit der Republikaner präsidial. Auch Hillary Clinton gewinnt klar in ihrer zweiten Heimat. Eine Analyse.
Er kann es also doch. Nach einem überraschend deutlichen Sieg bei der Vorwahl in New York präsentiert sich Donald Trump geradezu seriös. Seine Siegesrede kommt ohne die bisher gewohnten beleidigenden Seitenhiebe gegen Konkurrenten aus. Seinen Hauptrivalen nennt er respektvoll „Senator Cruz“, nicht „Lügen-Ted“. Die zuvor übliche Passage über die „Betrügerin Hillary“ (Clinton) lässt er aus, als er in der Nacht zu Mittwoch in der Lobby des Trump-Towers in Manhattan vor die Medien tritt. Er verzichtet auch darauf, Trump-Produkte im Blickfeld der Kameras zu präsentieren und die Pressekonferenz als Werbeshow zu missbrauchen.
Trump: Cruz ist ausgeschaltet
In seinem Heimatstaat New York kontrolliert Trump endlich einmal das Rennen. Sein Triumph fällt höher aus als erwartet: rund 60 Prozent der Stimmen. Er wird wohl 90 der 95 hier zu vergebenden Delegierten für den Nominierungsparteitag erhalten, Verfolger Cruz nicht einen einzigen. Wenn das so weitergeht – etwa bei den Vorwahlen in Pennsylvania, Indiana und Kalifornien, wo die „Winner takes all“-Regel gilt -, öffnet sich vielleicht doch noch ein Weg, auf dem Trump die erforderliche Delegiertenzahl von 1237 vor dem Parteitag Mitte Juli in Cleveland, Ohio, erreichen kann. Dann würde er die befürchtete Kampfabstimmung dort vermeiden. „Senator Cruz ist mathematisch ausgeschaltet“, erklärt Trump staatsmännisch.
Er werde sich gleich am nächsten Morgen an die Arbeit machen, bekräftigt er gleich zwei Mal in ungewohntem Ernst. "Unsere Arbeitsplätze werden aus unseren Staaten herausgesaugt. Die Wirtschaft und die Jobs sind die größten Probleme. Und da kenne ich mich aus."
Clinton: There's no place like home
Auch Hillary Clinton siegt souverän, mit 58 Prozent der Stimmen. In der Siegesrede ruft sie ihren Wählern zu: „Heute habt ihr erneut bewiesen: Es gibt keinen schöneren Ort als Zuhause.“ Sie ist zwar nicht in New York geboren wie Trump und ihr innerparteilicher Rivale Bernie Sanders, aber sie hat den Staat zu ihrer zweiten Heimat gemacht und ihn acht Jahre als Senatorin vertreten. Auch sie baut ihren Vorsprung an Delegierten weiter aus: auf 1893 zu 1180, wenn man die Superdelegierten zu den gewählten Delegierten hinzurechnet.
Konkurrent Sanders hatte schon seit Wochen keine reale Chance mehr, ihr die Kandidatur zu nehmen. Doch nachdem er zuletzt sieben Siege in acht Vorwahlen in weniger bedeutenden Staaten errungen hatte, hatten seine Anhänger doch noch auf eine Überraschung gehofft. Nach Clintons Sieg in New York ist das Rennen endgültig entschieden.