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Donald Trump
© REUTERS

Fall Khan und Nähe zu Putin: Donald Trump ist zu weit gegangen

Mit der Verspottung muslimischer Gefallener und der Nähe zu Putin hat Donald Trump sich verschätzt. Nationalstolz ist in den USA ein hohes Gut. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Donald Trump hat schillernde Seiten. Er spielt mit dem kalkulierten Regelbruch. Frauen hat er „fette Schweine“ und „Hunde“ genannt. Zuwanderer aus Lateinamerika seien „Vergewaltiger“. In den Umfragen hat ihm das nicht geschadet. Er steigerte seine Attraktivität durch die Behauptung, er sei der einzige Kandidat, der offen sage, was er denke, und keine Rücksicht auf die „Political Correctness“ nehme; die sei das große Problem Amerikas.

Sein Verhalten löste Kopfschütteln aus. Er ignorierte das oberste Gebot der Politik: Beleidige niemals ganze Wählergruppen! Wahlkampfberater fanden sein Vorgehen zugleich faszinierend. Erstens gibt es in allen Menschen dunkle Seiten und Vorurteile, die man politisch nutzen kann. Männer haben Urängste vor überlegenen Frauen, zumal wenn ihr Selbstwertgefühl unter Arbeitslosigkeit leidet. Menschen reagieren mit Abwehr auf alles Fremde. Andererseits gibt es, zweitens, eine Übereinkunft, was man in der öffentlichen Auseinandersetzung sagen darf und was nicht. Würde es Trump gelingen, diese Grenzen schleichend zu verschieben? Und wo lag die Grenze, ab der er zu weit ging?

Erstaunlich lange war Trump erfolgreich

Die US-Gesellschaft ist, drittens, in ihren politischen Auffassungen gespalten, aber auch in der Mediennutzung. Trumps Anhängerschaft nimmt gar nicht mehr zur Kenntnis, was Trump-kritische Medien berichten. Und falls doch, tut sie diese Berichte als „linke Propaganda“ ab. Konnte er hoffen, mit gezielten Provokationen seine Kernwählerschaft zu mobilisieren, ohne fürchten zu müssen, dass auch die Kritik an solchen Äußerungen seine Fans erreicht?

Erstaunlich lange war Trump erfolgreich. Die Beleidigungen von Frauen und Latinos haben seinen Aufstieg eher befördert als behindert. Nun muss er freilich einen kräftigen Rückschlag hinnehmen. Vor einer Woche lag er im Schnitt aller Umfragen 1,1 Prozentpunkte vor Hillary Clinton: 45,7 zu 44,6 Prozent. Mittlerweile führt sie mit 4,1 Prozentpunkten: 46,0 zu 41,9 Prozent. Dazwischen liegen die Endphase des Demokratischen Parteitags und zwei neue Provokationen Trumps, die auch seinen Anhängern zu weit gehen.

Die negativen Gefühle gegenüber Russland sind stärker

Er legt sich mit den Eltern eines gefallenen islamischen US-Soldaten an – offenbar im Kalkül, die Abneigung seiner Wähler gegen Muslime sei stärker als ihr Patriotismus. Da hat er sich verrechnet. Die Khans waren 1980 aus Pakistan eingewandert. Ihr Sohn, Hauptmann Humayun Khan, starb 2004 im Irak, als er Kameraden vor einem Selbstmordattentäter rettete. Viele Republikaner kritisieren Trump. Khan sei ein Held.

Und: Trump appellierte an die russischen Hacker, die in die Datenbank der Demokratischen Partei eingebrochen waren, ob sie nicht auch die 30.000 Emails finden könnten, die aus Clintons Zeit als Außenministerin fehlen. Auch da hat er sich verkalkuliert. Die negativen Gefühle seiner Fans gegen Russland sind stärker als ihre Clinton-Ablehnung. Den Aufruf, ein außenpolitischer Gegner solle im innenpolitischen Kampf helfen, empfinden sie als Verrat.

Trump hat manche Grenzen des Anstands geschwächt, aber längst nicht alle. Mit dem Nationalstolz – gerade auch dem ärmerer Amerikaner – spielt er nicht straflos.

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