Gipfel in Kanada: Donald Trump düpiert die G7
US-Präsident Donald Trump fordert eine zollfreie Zone in der G7 – und reist vorzeitig ab. Trotzdem einigt sich die Gruppe auf eine gemeinsame Erklärung.
Mit seiner vorzeitigen Abreise vom G-7-Gipfel im kanadischen La Malbaie hat US-Präsident Donald Trump einen Eklat ausgelöst, wie es ihn in der über 40-jährigen Geschichte der Treffen der sieben wichtigsten westlichen Industrienationen noch nicht gab. Dennoch einigte sich der G-7-Gipfel nach der Abreise von Trump auf eine gemeinsame Erklärung zur Handelspolitik.
Die großen Wirtschaftsmächte wollen sich demnach trotz der tiefen Differenzen um Trumps Handelspolitik bemühen, Zölle, Subventionen und andere Handelshemmnisse zu reduzieren. Dass die Einigung zustande kam, gilt als überraschend, da es zwischen den USA und den anderen G-7-Partnern seit Wochen Streit über von Trump eingeführte Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte gibt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: „Für uns war wichtig, dass wir einen regelbasierten Handel als Bekenntnis haben, dass wir weiter gegen Protektionismus vorgehen und dass wir die WTO reformieren wollen.“
Trump erklärte vor seiner Abreise am Samstag, die USA würden die seit Jahrzehnten bestehende Benachteiligung in der Handelspolitik nicht mehr hinnehmen. Er schlug eine zollfreie Zone innerhalb der Gruppe der sieben Staaten vor. Er habe bei den G-7-Partnern für eine gemeinsame Handelszone ohne Zölle und andere Barrieren sowie auch ohne Subventionen plädiert, sagte er. Seine vorzeitige Abreise nach Singapur, wo er am Dienstag Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un treffen will, gilt als Zeichen der Missachtung der G 7.
Donald Trump bezeichnet sein Verhältnis zu Merkel und Macron als sehr gut
Trotz der drohenden Eskalation bezeichnete Trump seine persönlichen Beziehungen zum Gipfelgastgeber, dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau, sowie zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron als sehr gut. Der Gruppe der G-7-Staaten gehören neben den USA, Kanada, Deutschland und Frankreich auch Großbritannien, Japan und Italien an.
Beim Treffen hatte Trump erneut auf das Handelsbilanzdefizit zwischen den USA und Europa hingewiesen. Aber daran arbeite man, „und Emmanuel war diesbezüglich sehr hilfreich“, hatte Trump mit Blick auf den französischen Präsidenten Macron betont. Zu den Vorschlägen der Europäer gehört offenbar, in den kommenden Wochen auf politischer und fachlicher Ebene einen europäisch-amerikanischen Dialog über die Handelsfragen zu führen. Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker habe angeboten, zu solchen Gesprächen nach Washington zu reisen, verlautete aus Delegationskreisen.
Nach Ansicht des Vorsitzenden der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, sollte sich die EU angesichts des Handelsstreits mit den USA auf neue wirtschaftliche Chancen insbesondere in Fernost besinnen. Trump sei isoliert, sagte Weber dem Tagesspiegel mit Blick auf das G-7-Treffen. Anders als die USA stehe die EU auf der Seite derjenigen, „die am System der Welthandelsorganisation WTO für einen fairen Handel festhalten wollen“, sagte der CSU-Vizechef. Nach seinen Worten herrscht im 21. Jahrhundert die größte wirtschaftliche Dynamik nicht mehr in den USA, sondern in Asien. „Die Chance, auf gleicher Augenhöhe mit China neue Handelspotenziale auszuschöpfen, sollten wir nutzen“, sagte Weber weiter. mit dpa/AFP