Busse und Bahnen: Dobrindt plant digitale Fahrkarten für alle Städte
Noch sind die meisten Fahrkarten aus Papier. Wenn es nach Verkehrsminister Dobrindt geht, sollen Chipkarten und Handytickets diese ersetzen.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will elektronische Chipkarten oder Handytickets für Busse und Bahnen in Deutschland flächendeckend zum Standard machen. Das Ziel sei, „Insellösungen“ einzelner Unternehmen oder Verbünde des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu vermeiden, die hinterher gar nicht mehr oder nur zu hohen Kosten vernetzbar seien, teilte das Ministerium am Freitag in Berlin mit. Zwar liege die Zuständigkeit für Planung, Organisation und Finanzierung des ÖPNV bei Ländern und Kommunen. Mobilität mache aber nicht vor Verbund- und Landesgrenzen halt, betonte das Ministerium.
Daher brauche man „deutschlandweit nutzbare Mobilitätsplattformen, die überregional und länderübergreifend Fahrgastinformationen verknüpfen und die Buchung von eTickets ermöglichen“, erklärte Dobrindt. Sein Haus fördert diese digitale Vernetzung im ÖPNV mit einem eigenen Programm. Von Januar 2017 bis September 2018 seien für zwölf neue Verbundprojekte insgesamt 16 Millionen Euro vorgesehen. Bis 2019 sollten Papierfahrkarten für Busse und Bahnen in nahezu allen deutschen Städten überflüssig werden, schrieben die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Freitag unter Berufung auf einen Aktionsplan des Verkehrsministeriums.
Die Initiative ziele darauf ab, dass Fahrgäste mit einem elektronischen Ticket im Scheckkartenformat oder mit einer Handy-App Bus und Bahn fahren könnten - ohne dass sie einen neuen Fahrschein kaufen müssten. Öffentliche Verkehrsmittel sollen so attraktiver werden. Derzeit haben nach Angaben des Ministeriums bundesweit etwa 370 Verkehrsunternehmen einen Teilnahmevertrag für die Initiative „eTicket Deutschland“ unterzeichnet. Rund 14 Millionen Chipkarten auf Basis der gemeinsamen Standards seien an Kunden ausgegeben worden. Laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sei es in 239 der 402 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland (knapp 60 Prozent; gemessen an der dortigen Wohnbevölkerung 72 Prozent) möglich, ein eTicket mit einer Chipkarte oder einem Mobiltelefon zu nutzen.
„Der Nahverkehr wird täglich von vielen Millionen Menschen genutzt. Wir müssen die Digitalisierung und die Vernetzung in diesem Bereich voranbringen“, sagte Dobrindt. Eine Evaluierung habe ergeben, dass es das eTicket als standardisierte und technologieoffene Lösung ohne die 2008 gestartete Förderinitiative des Bundes nicht geben würde, hieß es aus dem Ministerium. Ansonsten hätten sich nur zahlreiche voneinander isolierte Einzelsysteme herausgebildet. (dpa)