DDR-Waffen für die Ukraine: Diese Raketen liefert Deutschland jetzt nach Kiew
Deutschland liefert weitere Luftabwehrraketen in die Ukraine. Doch die Waffensysteme, die in der Sowjetunion produziert wurden, gelten als veraltet.
Bis zum Wochenende schienen deutsche Waffenlieferungen in Kriegsgebiete als undenkbar. Doch der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat sicherheitspolitische Doktrinen in der Bundesrepublik im Eiltempo aufgelöst. Nachdem die Bundesregierung am Sonnabend bereits die Lieferung von 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ „Stinger“ aus Bundeswehrbeständen genehmigt hatte, werden nun weitere Luftabwehrraketen in die Ukraine geliefert. Das Wirtschaftsministerium genehmigte die Abgabe von 2700 Raketen vom Typ „Strela“.
Die Waffe gehört zu den weltweit am weitesten verbreiteten und genutzten Flugabwehrraketen. Sie wurde bereits in den 1960er Jahren in der Sowjetunion entwickelt, gilt inzwischen aber als veraltet. Auch die deutschen „Strela“-Raketen stammen noch aus Beständen der Nationalen Volksarmee, dem ehemaligen DDR-Heer.
Die Luftabwehrraketen können von der Schulter abgefeuert werden und sind deswegen flexibel einsetzbar. Die Sprengköpfe zerstören nicht den ganzen Hubschrauber oder das gesamte Flugzeug, sondern beschädigt nur Tanks, Steuerelemente oder den Antrieb, womit die Fluggeräte dann flugunfähig werden oder der Einsatz kurzfristig abgebrochen werden muss.
Inwiefern diese nach mehr als 30 Jahren Lagerung noch funktionstüchtig sind, ist unklar. Beim Verein „Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik“ konnte man nichts zu den Waffensystemen sagen. Sie seien so alt, man möge sich an das Militärhistorische Museum wenden, sagt ein Sprecher. Ein Beleg für schlechte Qualität müsse das jedoch nicht sein, betont er. „Die Ukrainer können damit sehr gut umgehen, da sie die Strelas selbst im Bestand haben“, sagt der Sprecher. Zudem wüssten die Ukrainer, wie man die Luftabwehrraketen warte.
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Der Militärexperte Carlo Masala bewertete die Entscheidung der Bundeswehr positiv: „Jetzt fangen wir an, das gute Zeug zu liefern“, schrieb der Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München auf Twitter. Zwar seien es nicht die modernsten Waffensysteme, aber Deutschland liefere mit den Flugabwehrraketen nun „Tödlichkeit“, so Masala.
Auch der ehemalige deutsche Brigadegeneral Erich Vad sieht in der Lieferung einen militärischen Nutzen für die Ukraine. Die Luftabwehrraketen könnten zum „Gamechanger“ werden, sagte Vad „RTL“. Dem Tagesspiegel sagte er über die bereits gelieferten „Stinger“-Raketen: „Sie sind absolut tödlich.“ Die Mudschahedin hätten sie in den 1980er Jahren im Krieg in Afghanistan gegen die Sowjetunion eingesetzt. „Damit konnten sie deren Hubschrauber vom Himmel holen. Das war ein ganz entscheidendes Waffensystem, das stark dazu beigetragen hat, dass die Russen abziehen mussten“, sagte Vad.
Vad: "Müssen aufpassen, nicht in die Rolle als Kriegsprartei reinzurutschen"
Der frühere militärpolitische Berater von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gab jedoch im Hinblick auf weitere Waffenlieferungen zu bedenken: „Wir müssen aufpassen, nicht doch irgendwann in die Rolle als Kriegspartei hineinzurutschen.“
Diese Gefahr sieht Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) nicht. „Kriegspartei werden wir dadurch nicht und das befürchte ich auch nicht.“ Man werde die Ukraine unterstützen, aber nicht militärisch eingreifen, sagte der Wirtschaftsminister auf einer Pressekonferenz.
Zum Zustand der „Strela“-Raketen könne er nichts sagen, das entziehe sich seiner Kenntnis. „Ich bin kein Militärexperte“, sagte Habeck. Der Grünen-Politiker, der bereits nach einer Reise in die Ukraine im vergangenen Jahr Defensivwaffen-Lieferungen gefordert hatte, schloss weitere Waffenlieferungen an die Ukraine nicht aus: „Neue Anforderungen, neue Wünsche werden entsprechend der Gesetze geprüft und bearbeitet.“